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1. Sonntag nach Trinitatis

13.06.2020

Diesen Sonntag kommt der Online-Gottesdienst mit Pastor Philipp Kurowski aus unserer Gemeinde. Die Predigt, in der es auch um "Gemeinde" geht, weiter unten auch zum Nachlesen.

Schauen Sie den Video-Gottesdienst für den 1. Sonntag nach Trinitatis auf unserem neuem Youtube-Kanal der Region Angeln-Nordwest über diesen Link:

 

https://www.youtube.com/watch?v=sA0PJ0ehwDo

 

Hier kann die Predigt nachgelesen werden:

Predigt über Apg 4, 32-37

1. Sonntag n. Trinitatis Pastor Dr. Philipp Kurowski Großsolt

32 Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.

33 Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.

34 Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte

35 und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.

36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig,

37 der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.


Ihr Lieben,

Die Geschichte geht weiter.

Der große Kreis ist geschlossen, Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, meinetwegen Trinitatis:

Die große Geschichte ist zuende erzählt. Jesus hat seinen Lauf auf der Welt vollendet, er sitzt zur Rechten des Vaters, in Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist.

Und doch ist die Geschichte nicht zuende sondern geht weiter, Jesus lebt weiter, und deshalb wird heute die Fortsetzung erzählt:

Die Gemeinde.

Die Geschichte ist nicht zuende, jetzt geht sie erst richtig los, jetzt zeigt sich, was sie wert ist in einer Welt, die immer noch hauptsächlich nichts von Gott wissen will, die voller Schuld ist voller Tod, voller Eifersucht und Neid, voller Gier und Gewalt.

Und Lukas, der uns die Apostelgeschichte aufgeschrieben hat, malt einen krassen Kontrast:

Eine Gemeinde aus Christen.

Ein Herz und eine Seele. Sprichwörtlich. Ein Herz und eine Seele. Sowas sagen wir sonst nur von Verliebten oder aller allerbesten Freunden, von Geschwistern zwischen die kein Blatt Papier passt.

Ein Herz und eine Seele, kein Streit, kein Neid, keine Missgunst. Kein Beziehungsstress, keine Machtspielchen. Kein Missbrauch, keine Gewalt, kein Mobbing.

Und er setzt noch einen drauf: Nicht nur ein Herz und eine Seele, sondern auch eine Kasse, ein Konto, ein Portmonee.

Bei Geld hört die Freundschaft auf?

Mitnichten, da bewährt sie sich erst! Ihr Lieben: Dieses Bild von der allerersten Gemeinde voller Frieden, Harmonie und Freigiebigkeit ist zu schön um wahr zu sein. Und vielleicht ist es das auch schon, jedenfalls erzählt Lukas gleich im Anschluss von Streit und Missgunst, von Witwen, die nichts zu essen bekommen und Leute, die versuchen ein Teil des Geldes für sich zu behalten.

Es gibt Streit zwischen Petrus und Paulus, es gibt Unklarheiten, wer eigentlich dazugehört und welche Taufe nun gilt, und wer sie kriegen darf.

Alles aus dem Nichts?

Wo ist der Sündenfall? Vielleicht ist dieses Bild von Ein Herz und Eine Seele auch ein bisschen idealisiert.

Dass Lukas uns sagt: So muss Gemeinde sein. Eigentlich. So könnte sie gewesen sein, frisch gegründet und begabt, begeistert von Jesus, in Liebe zu Gott, erfüllt durch den Geist.

So gehört sie, die Braut Christi. Ja, so ist sie die einzig legitime Fortsetzung der Geschichte: Wo Jesus stand, steht jetzt die Gemeinde, Paulus sagt: Sie ist Leib Christi, sie ist seine anfassbare Gegenwart in der Welt. Dann muss sie eins sein, in Herz und Seele.

Denn in ihr wohnt sein Herz, seine Seele. Ein Herz das liebt, und ein Herz das alles gibt.

So wie Christus alles gibt, alles gegeben hat, so gibt auch Gemeinde alles. Das ist das Ideal.

Die Wirklichkeit ist so, dass sich das immer nur an Beispielen festmachen lässt. Wie an Barnabas: Er verkauft wirklich alles und gibt sein Leben ganz in den Dienst. Er wird Apostel, mittellos, heimatlos, mit nichts bei sich als der Botschaft von Jesus. Er wird der Lehrer und Mentor von Paulus werden und sein wichtigster Teampartner über Jahre.

Aber so wie die Gemeinden diese Apostel brauchten, die ihnen vor den Zeiten von Telefon und Internet die gute Botschaft brachten, durch Reisen und Briefe, so sehr brauchten die Apostel die Gemeinden, die sie versorgten mit Unterkunft, Verpflegung und Geld.

Da war es gut, wenn jemand noch seinen Acker hatte, oder sein Geschäft.

Und so ist es bis heute: Wir brauchen immer wieder Leute, die Nachfolge radikal leben, die wirklich bereit sind, wenigstens zeitweise auf alles zu verzichten und sich ganz auf Jesus zu verlassen, ganz in die Nachfolge zu gehen.

Und wir brauchen Leute, die das bezahlen, die diesen Menschen Unterkunft, Verpflegung und Geld geben.

Und wie ist es jetzt mit der Einmütigkeit? Das können ja nicht einzelne vorexerzieren und dann reicht es für alle. Aber vielleicht taugt das mit dem Geld doch als Beispiel. Weil es um das Loslassen geht:

Wenn jeder das eigene festhält, dann erstarrt die Gemeinschaft.

Loslassen ermöglicht Bewegung. Wenn jeder sein Geld festhält, kommt die Wirtschaft zum Erliegen, erst wenn es losgelassen, ausgeteilt und ausgegeben wird, kommt alles in Schwung.

Sagt uns Jesus nicht, dass das mit unseren Gaben und Talenten genauso ist? Kommen wir in die Gemeinde und legen in die Mitte, was wir können? Was wir zu bieten haben, nicht nur an Geld, sondern auch an Ideen, an Fertigkeiten, an Kunst und Handwerk, an Musik und Worten?

Haben wir den Mut auch mitzunehmen, was wir brauchen?

Wir wundern uns, wie unsere Andachten to Go angenommen werden. Wie viele in unsere Online Gottesdienste klicken. I

st es leichter, ein Wort Gottes mitzunehmen, wenn keiner mich sieht?

Gemeinschaft lebt vom Annehmen und Loslassen: Annehmen wie ich bin, annehmen wie die anderen sind. Loslassen, was mich festhält, loslassen was ich festhalte. Ob es Geld ist oder Wut, Ob es Gaben sind oder Sehnsüchte.

Vertrauen, dass wir gemeinsam genug für alle haben. Dass es am Ende Gott ist, der für alle sorgt.

Stellt euch vor, welche Dynamik, welche Bewegung das auslösen könnte. Wenn wir das Geld zur Verfügung hätten, was in unseren Gemeinden nur übrig ist. Wenn wir die Gaben zur Verfügung hätten nur von Menschen, die sich sonst langweilen. Wenn wir aufhören einander nachzutragen, was sowieso nicht mehr zu ändern ist. Wenn wir vertrauen lernen, dass Gott mehr für uns hat, als wir zu träumen wagen.

Deshalb ist so ein Bild der ersten Gemeinde so wichtig.

Dass wir nicht aufhören zu träumen.

Dass wir das Ziel nicht aus dem Blick verlieren, wie Gemeinde sein soll und sein kann.

Dass wir ahnen, was Gott aus uns machen kann, wenn wir annehmen und loslassen lernen.

Als Gemeinde. Als Gemeinden.

Und dann ist jeder und jede Einzelne von uns Teil von etwas Großem.

Der Gemeinschaft der Heiligen.

 

Amen.