Nikolaus 01

Wochenandacht von Pastor Philipp Kurowski zum Nikolaus

05.12.2020

„Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!“ Matthäus 5,7

Barmherzigkeit ist ja auch so ein schönes altes Wort.

Wir wissen noch, was unbarmherzig ist, aber was ist barmherzig?

Vielleicht kennen wir den barmherzigen Samariter, also irgendetwas mit Hilfsbereitschaft wird es sein.

Aber es geht um mehr, als nur helfen. Es geht um eine Haltung des Herzens, denn nicht umsonst kommt „herz“ in diesem Wort vor. Und das Erbarmen.

Die Bibel beschreibt dieses Erbarmen als den Moment, wo einem das Elend eines anderen Menschen wirklich zu Herzen geht, wo es einem an die Nieren geht, sich die Eingeweide zusammenziehen.

Eine Art Mit-Leid, das ich körperlich spüre, und wo ich keine moralischen Ermahnungen oder gute Vorsätze brauche, um zu helfen, sondern wo ich gar nicht anders kann, als mich um diesen Menschen zu kümmern, dem es so schlecht geht.

Wohl dem, sagt Jesus, der das noch spürt. Der noch nicht abgestumpft ist vom Elend der Welt, der noch Augen hat, das Unglück des anderen zu sehen, und noch ein Herz hat, das sich regt, ein Magen, der sich zusammenkrampfen kann. Und natürlich auch Hände, die zupacken können, kraftvoll und geschickt.

Wohl dem! Es nützt nicht nur dem anderen, es ist auch für dich gut, sagt Jesus, wenn du barmherzig bist. Denn du wirst Barmherzigkeit erlangen. Gott selbst ist barmherzig: Ihm geht unser Elend an die Nieren, er sieht unser Unglück und es zerreißt ihm das Herz.

Und er streckt seine Hände aus, um uns zu helfen, steigt herab, um uns aus dem Dreck zu ziehen, unsere Wunden zu heilen und uns unsere Schuld zu vergeben. Diesen Abstieg feiern wir Weihnachten und auf dieses Kommen und Helfen freuen wir uns im Advent.

Und immer wieder erzählen wir in der Kirche Geschichten von Christen, die Jesus nachgefolgt sind. Die barmherzig waren, weil sie Barmherzigkeit erlangt haben. Wie der Heilige Nikolaus, dessen Tag wir heute feiern. Er hat sich nicht in seinem Bischofspalast versteckt, als seine Gemeinde in Not war, sondern hat sich das Weinen und die Klagen der Armen zu Herzen genommen und hat gehandelt.

Wenn wir uns an diesem Tag beschenken, dann erinnern wir uns daran, dass es gut tut zu schenken und beschenkt zu werden.

Philipp Kurowski

 

Foto: Wikipedia (Aleksa Petrov)