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Wochenandacht zum 4. Sonntag nach Trinitatis

04.07.2020

Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Wochenspruch Galater 6,2)

Dieses kleine zarte Blümchen berührt mein Herz, es appelliert an mein „Kümmer-Gen“:

„Ich bin einsam, ich bin verlassen und alleine. Inmitten des Graus brauche ich deine Hilfe, damit ich groß und kräftig werden kann!“

Menschen brauchen Beistand. Gerade jetzt.

Wir leben seit Monaten in und mit einer Pandemie. Menschen haben Angst, fühlen sich eingesperrt, fühlen sich in ihren Freiheiten beschnitten.

Menschen fehlt Zuwendung und körperliche Nähe. Das normale Leben ist irgendwie entglitten. Alle Menschen tragen Lasten, die jeder alleine für sich doch gar nicht tragen kann. Gerade jetzt.

Paulus fordert die Menschen in Galatien auf, die Lasten der Anderen mitzutragen und knüpft damit an die Worte Jesu an: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Denn es hat mit Liebe zu tun, dass nicht nur die Menschen in Galatien zu Jesu Zeiten, sondern wir alle in einer Gemeinschaft aufeinander achten.

Dass wir füreinander einstehen und einander helfen. Bedingungslos, ohne die Erwartung, etwas zurückzubekommen. Denn irgendwann brauchen wir sicher auch jemanden, der unsere Lasten mitträgt. Der für uns da ist, wenn wir nicht mehr alleine weiterkönnen.

Ob wir in dieser Corona-Krise für andere Menschen einkaufen, ob wir Einsamen einfach mal Hallo sagen oder am Telefon ein offenens Ohr für Sorgen und Nöte haben. Auch ein einfühlsames Zuhören kann schon schwere Lasten von den Schultern nehmen.

Ebenso ein gemeinsames Gebet oder ein Mithineinnehmen der Sorgen in unser Gebet. Für solche Anliegen steht z.B. immer noch ein Briefkasten vor unserer Großsolter Kirche.

Alle Lasten werden leichter, wenn man sie nicht alleine tragen muss.

Geben wir die Liebe und Barmherzigkeit, die Gott uns aus Gnade schenkt, an andere weiter, so kommt sie auch garantiert zu uns zurück, wenn wir sie brauchen. Vielleicht in einem Engel in Menschengestalt.

Und vergessen wir nie: Gott sieht immer unser Leid und unseren Schmerz. Wenn scheinbar gar nichts mehr uns tragen und halten kann- ER ist da.

Herzliche Grüße Anja Telkamp

(Prädikantin in Ausbildung)

 

Ein Lied dazu finden Sie hier 

 

 

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.

Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,

manchmal sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.

Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand, oder wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.

Dem Kranken hat er das Bett gemacht, er hört, wenn du rufst, in der Nacht, der Engel.

Er steht im Weg, und der sagt: Nein, der Engel.

Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.

Text: Rudolf Otto Wiemer 1963/ Melodie: Rudolf Schweizer 1981