3 Advent

Wochenandacht zum Dritten Advent

14.12.2020

Bereitet dem Herrn den Weg. Siehe, der Herr kommt gewaltig. (Jesaja 40,3.10)

Die Weihnachtsvorbereitungen laufen auf Hochtouren. Mitten in dieser Zeit hören wir eine große Zusage. Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. Er kommt gewiss und unaufhaltsam. Verlass dich drauf, freu dich drauf.

Wir sind im Advent, auf dem Weg zur Ankunft des Herrn, der Geburt Jesus Christus. Auch 2020 freuen wir uns, auf dem Weg durch den Advent zu sein, uns vorzubereiten, geduldig zu warten, bereit zu sein, für die Ankunft des Herrn.

Wie könnte man besser auf dem Weg sein, den Weg bereiten, als mit Gesang, mit vertrauten Melodien und Adventliedern, doch in diesem Jahr ist alles anders. Singen, nein danke, kaum zu ertragen, da sitze ich in meiner Bank, Musik beginnt, die Lippen öffnen sich, nein – in diesem Jahr muss ich, müssen wir uns etwas anderes überlegen, dem Herrn den Weg zu bereiten. Uns vorzubereiten, einzustimmen, der Lust zu singen andere Möglichkeiten zu schaffen.

Der zweite Satz aus dem Wochenspruch könnte ein wenig Angst machen:

„Siehe, der Herr kommt gewaltig“, und auch da ist singen genau richtig. Haben Sie nicht auch schon einmal gesungen, wenn sie allein auf einem unbekannten, dunklen Weg waren?

Auch das kann Advent sein: Eine angespannte, ein wenig ängstliche Erwartung, wie wird es sein, wann kommt für mich das Reich Gottes?

Siehe, der Herr kommt gewaltig.

Ein Dämpfer für unsere Advent-Stimmung, so zwischen „Süßer die Glocken“ und „Gottes Sohn oh wie lacht“, der Herr kommt gewaltig. Wie unpassend, scheint dieser Bibelabschnitt im Advent, der Zeit voll Vorfreude und seliger Erwartung. Wie wäre es, sollte man ihn einfach übersehen, einen anderen Text wählen, eine schöne Vorweihnachtsgeschichte, etwas Seichtes für die Seele.

Doch wollen wir das wirklich? Wollen wir uns nicht mit unserem Leben, mit unserer Bereitschaft, den Herrn, das Kind in der Krippe in unser Leben lassen? Bereit sein für Gottes Fragen an uns, für Gottes Aufgaben für uns, für Gottes Bereitschaft, mit uns auf dem Weg zu sein?

Advent ist doch mehr als friedlich brennende Kerzen, leuchtende Kinderaugen, Glühweinduft und Weihnachtsmarkt, süße Melodien?

Ja, dann muss das eben Gehörte alles durcheinanderwerfen, dann kennt man sich plötzlich gar nicht mehr aus.

Diese Adventsstimmung, wenn es sie so einseitig überhaupt für jemanden gibt, wird hier enttäuscht. Sie wird enttäuscht im tiefen und eigentlichen Wortsinn. Die Täuschung, der man erlegen ist, wird offenbar, sie wird aufgedeckt und korrigiert. So sind diese Worte vom Gericht nur auf den ersten Blick eine Themaverfehlung in diesen Tagen, auf den zweiten Blick und von der Bibel her, genau richtig und wichtig.

Advent heißt ja: Gott kommt. Gott kommt auch zu mir. Im Advent werde ich mit Gott konfrontiert. Konfrontiert, im wörtlichen Sinn: Front an Front, Stirn an Stirn, Auge in Auge begegnet mir Gott. Aber nicht ich bestimme, wie die Begegnung mit Gott aussieht, nicht ich entscheide ob mein Leben recht verlaufen ist, mir müssen erst einmal die Augen aufgehen, Gericht wird sein über Tun und Lassen, Gelungenes und weniger Gelungenes.

Kommt Gott gewaltig?

Mir gefällt dieses Bild. Gott kommt und alle Welt kann es sehen. Und ich spüre die Sehnsucht, die darin liegt. Gott kommt – und alle Probleme werden klein und unbedeutend. Alles, was ich noch erledigen müsste, ist gar nicht mehr so wichtig. Wenn mir etwas nicht so gut gelingt – in der Gegenwart Gottes erscheint es mir gar nicht mehr so schlimm.Für mich sind das die schönsten Momente im Advent. Wenn ich meinen Alltag unterbrechen kann. Wenn ich einen Schritt zurücktrete und die Aufgaben, die ich vor mir sehe, in den Hintergrund rücken. Wenn Gott kommt, komme ich auch selber zu mir. Wenn Gott da ist, kann auch ich da sein. In einem Gebet. Im Anzünden einer Kerze. Im Hören adventlicher Musik.

Nicht abhängig sein vom Gericht der Menschen, vom eigenen Gericht, nein, nur der Herr richtet. Die Messlatte ist eine ganz andere. Es ist da gar nicht wichtig, was und wer ich in den Augen der Anderen bin. Meine Würde und meine Ehre ist unabhängig vom Urteil der Anderen. Wenn Gott allein richtet, so sagt Paulus, dann ist menschliches Gericht Nebensache. Es stellt immer nur eine Momentaufnahme dar. Ob ein Menschenleben gelungen oder misslungen ist, ob es einen Sinn hat oder nicht, darüber urteilt Gott allein. Ist es nicht tröstlich, alle Justiz, alle Urteilssprüche, können dem Menschen nicht die Ehre nehmen. 

Ein Gebet:

Herr Jesus Christus, Heiland und Erlöser,

du kommst gewaltlos und doch mit Macht,

unscheinbar und doch voll Herrlichkeit.

Öffne uns Augen, Ohren und Herz,

damit wir dein Wort annehmen und dir den Weg bereiten.

Gott des Lichtes, du kommst und nimmst von uns die Sünde.

Lass aufstrahlen deine Herrlichkeit in unseren Herzen,

damit wir als Kinder des Lichtes offenbar werden

bei der Ankunft deines Sohnes in Herrlichkeit.

Er lebt und wirkt mit dir und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit.

Amen

 

Gehen Sie mutig und gestärkt weiter durch den Advent, bleiben Sie gesegnet und gesund, unser Herr ist an Ihrer Seite, mit Ihnen auf dem Weg.

Ihre Uta Letz

 

Foto: Elke-Maria Schmidt-Hansen

Sie nehmen Kontakt mit dem WhatsApp-Team des Kirchenkreises auf und stimmen den Datenschutzbedingungen zur Nutzung unseres Messenger-Services zu.

MessengerPeople

Sie nehmen Kontakt mit dem WhatsApp-Team des Kirchenkreises auf und stimmen den Datenschutzbedingungen zur Nutzung unseres Messenger-Services zu.

MessengerPeople