Wochenandacht zum Palmsonntag von Uta Letz

27.03.2021

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

Palmsonntag – es ist der Sonntag, an dem wir an den Einzug Jesu in Jerusalem denken. An das Zeichen, dass der Herr der Welt auf einem Esel in die Stadt reitet. Der Weg zum Kreuz, der hier beginnt, zum Heil, zum Leben führt.

Palmarum, Beginn der Stillen Woche – in meiner Kindheit und viele Jahre meines Lebens in der Diako, ein herunterfahren der “lauten“ Aktivitäten. Arbeiten wurden verschoben, (keine Wäsche gewaschen) aus dem Radio kam leise, ernste Musik und der Speiseplan war karg. Die Woche war anders als andere Wochen des Jahres. Der Osterschmuck blieb bis zuletzt verpackt (auch heute noch). Nur der Strauß mit den aufblühenden Forsythien stand in einem kühleren Raum bereit. Für uns war es selbstverständlich, dass am Karfreitag eigentlich nichts los war. Die „Stille Woche“ war verordnet, es gab keinen Zweifel an ihrer Richtigkeit.

Die Bibel berichtete von Dingen, die schwer zu verstehen sind: Jubel auf den Straßen, dann Verrat, der Prozess gegen Jesus, Tränen, Festnahme, der Hahn kräht, dann der Tod Jesu – unbegreiflich! Wochenspruch, aus dem Johannes Evangelium Kapitel 3,14b,15 für die neue Woche:

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

Aus unserem Wochenspruch dominiert für mich “erhöht“ und “muss“. Das unscheinbare Wort „muss“ hat es in sich. Hinter diesem Wort steckt der Vater im Himmel. Ganz oft, wenn in der Bibel „muss“ steht, bedeutet das: So will es der Vater, und darum kann es nicht anders sein. Jesus hat öfter von diesem heiligen Muss gesprochen, besonders im Zusammenhang mit seinem Leiden, Sterben und Auferstehen. Er hat seinen Jüngern angekündigt: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden …..“

Wir Glaubenden vertrauen diesem Heiligen „Muss“. Als Glaubende beten wir zum Vater: „Dein Wille geschehe.“ Und dieses Vertrauen wird nicht enttäuscht; als Glaubende triumphieren wir! Zu Ostern erleben wir, dass Gottes guter gnädiger Wille durch Jesus an sein Ziel gekommen ist.

Jesus sagte, er muss „erhöht“ werden. Blickten wir beim Wort „muss“ auf den Willen des Vaters, so blicken wir beim Wort „erhöht“ auf das Tun und Erleben des Sohnes. Das Wort „erhöht“ hat einen doppelten Sinn: Einmal bezieht es sich auf die Kreuzigung, wo Jesus am Kreuz hoch aufgerichtet wurde und vor aller Augen starb. Zum andern bezieht es sich auf die Auferstehung, wo Jesus aus dem Grab in ein neues Leben erhöht wird. Auch die Himmelfahrt und das Sitzen zur Rechten Gottes klingt für mich in dem Wort „erhöht“ an.

Als Glaubende schauen wir auf den erhöhten Christus und beten ihn an. Wir schauen auf das Kreuz und vertrauen: Da sind alle meine Sünden gestorben, sie trennen mich nicht mehr von Gott, sie verurteilen mich nicht mehr. Als Glaubende schauen wir auf den Auferstandenen und vertrauen: Mein Herr lebt, er ist bei mir, er beschützt mich, er hilft mir, er führt mich, er wird mich einst auferwecken zum ewigen Leben. Denn ihm ist gegeben alle Macht, die hier beginnt und über den Tod hinaus zugesagt ist.

 

Ein Gebet:

Jesus Christus, König und Herr, auf einem Esel ziehst du ein. Umjubelt, verspottet, verstoßen gehst du den schweren Weg. Hilf uns, deinen Weg zu verstehen, deinen Frieden zu spüren, deine Herrlichkeit zu schauen.

Gütiger Gott, du hast Jesus Christus zu unserem Bruder gemacht, ihn preisgegeben dem Leiden, dem Tod, all der Dunkelheiten des Lebens. Wir bitten dich, schenke uns den Glauben, dass sein Kreuzesweg uns Leben bringt.

Jesus, du ziehst ein in diese Welt, wir halten dir unsere Herzen hin. Jesus Christus, wir strecken dir unsere Hände entgegen.

Wir beten, für die Kranken, die Leidenden, für die, die einsam sterben.
Für die, die unter der Last dieser Tage zusammenbrechen.
Komm du zu ihnen mit deiner Liebe, deiner Hilfe und heile sie.

Wir beten für die Menschen, die in Krankenhäuser und Pflegeheimen arbeiten, in Schulen und Kitas, der Feuerwehr, Polizei, in Apotheken,
den Supermärkten, in Laboren, den Ämtern und Gemeinden und in Ställen. Wir beten für die, die immer ungenannt im Verborgenen wirken, zu unser aller Wohl.
Komm zu ihnen mit deiner Freundlichkeit und behüte sie.

Wir beten für die Menschen, die in der Sorge dieser Tage in Vergessenheit geraten,
die Flüchtlinge, die Opfer von häuslicher Gewalt, die Verwirrten und Missbrauchten,
die Hungernden, die Einsamen.
Komm zu ihnen und rette sie.

Wir halten dir unsere Herzen hin und danken dir für den Glauben.
Wir danken dir, für die Zeichen der Liebe und Verbundenheit,
für die freundlichen Worte, für die Musik.

Du gehst mit uns durch diese Zeit Heute, in diesen Tagen der Passion,
und jeden neuen Tag unseres Lebens. DANKE Herr.

AMEN

Dazu dieses Lied: 

Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu dir.

Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht.

Bei dir ist die Hilfe, bei dir ist die Geduld.

Ich verstehe deine Wege nicht,

aber du weißt den Weg für mich

Ein Gebet von Dietrich Bonhoeffer wurde ein Lied in Taize, gefangen und in Todesangst hat er diese Zeilen geschrieben, voll Vertrauen. Diese Zeilen erreichen mich, im Wiederholen der Worte werde ich ruhiger, bekomme Mut, zur Hoffnung, zum Glauben. Mut immer wieder zu beginnen, aufzustehen, sterben lassen vieler Dinge in meinem Leben, neue Wege zu gehen. Immer wieder neu ist der Wechsel zwischen Leben – sterben – neu aufwachsen bei Menschen, Tieren, in der Natur. Vertrauen Sie darauf, auch wenn Sie die Wege Gottes für Ihr Leben nicht verstehen, Gott weiß den Weg für Sie. Kommen Sie gut durch die “Stille Woche“, zugerüstet für Ostern, Tod und Auferstehung.

Bleiben Sie gesund, Ihre Uta Letz