Welches Foto ist Ihnen das Liebste?

Die Fotos sind ein Ufer. Jeden Tag kann ich dort anlegen. Ein kleiner Hafen, gerade wenn es stürmisch ist. In Trauer. Mit Sorgen oder Glück. Oder mit Fragen. Ich kann das alte, vertraute Foto betrachten. Ich kann erinnern. Eine Brücke schlagen in das Heute. Und dann kann ich neu los gehen. Verändert. Ermutigt. Getröstet?

So ist es bei uns zu Hause. 

Ähnlich ist es jetzt in der St. Petri-Kirche. Sechs Bilder haben unsere Konfirmanden gestaltet zusammen mit dem Glaskünstler Klaus Uwe Nommensen. Bilder von Petrus. Keine Fotos natürlich. Die gab es damals ja nicht. Aber doch Bilder. Gut zu sehen vom Kellergeschoss aus, die Treppe hinunter. Mit etwas Geduld sind die Bilder auch von der Straße aus zu sehen. 

Bisher war nur der im Wasser versinkende Petrus vorn in unserer Kirche zu sehen: auf dem Altarbild. Doch der Namensgeber unserer Petri-Kirche hatte auch ganz andere Seiten. Die Bilder zeigen Petrus, der einen Beruf hatte: Fischer. Und Petrus, stabil wie ein Fels. Und dann doch weich, mit bitteren Tränen. Ein Mann, entscheidungsfähig: Hier muss etwas zu Ende kommen, abgeschlossen werden. Aber dort kann die Tür geöffnet werden und wir sind frei. Dafür hat Petrus symbolisch den Schlüssel. Er wagt sich auf das Wasser. Und da ist auch noch der Hahn. Hier im Keller wie oben auf der Turmspitze. Petrus und auch wir sind dazwischen. Der Hahn kräht, wenn unsere Träume den Boden verlieren. Wenn wir uns zu sicher sind, recht zu haben. Oder glauben, es besser zu wissen.

Zuhause unsere Fotos. Und unten in der Kirche das Glas. Hier sechsmal ein Ufer, an dem wir anlegen können. Heute vielleicht oben links, morgen Mitte rechts. Sechsmal ein Tipp für den Tag. Und dann neu los gehen. Verändert. Ermutigt. Getröstet.

Ihr Pastor Christoph Touché