Das Wort zum Sonntag - 03. Mai 2020
28.04.2020
Liebe Gemeinde! Christus spricht: „Ich bin der wahre Weinstock“ (Johannes 15,1). So beginnt der Predigttext für den kommenden Sonntag. Ich bin. Im Johannesevangelium stehen einige sog. Ich-bin-Worte von Jesus wie z.B. „Ich bin das Brot des Lebens“, „Ich bin das Licht der Welt“ oder „Ich bin der gute Hirte“. Jesus benutzt Bilder, um seinen Jüngern vor Augen zu führen, wer er ist. Die Bilder mussten nicht erklärt werden, sie waren seinen Zuhörern vertraut. Sie mussten nur zu Jesus in Beziehung gesetzt werden, um erfassen zu können, welche Bedeutung er für sie hat.
Die Ich-bin-Worte von Jesus sind nicht zu vergleichen mit denen anderer Menschen. Manche Ich-bin-Worte sind legendär. Der amerikanische Präsident John F. Kennedy sagte am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg in West-Berlin: „Ich bin ein Berliner.“ Manche Ich-bin-Worte sind peinlich. Die Möchtegern-Promis rufen beim Dschungelcamp in Australien: „Ich bin ein Star – holt mich hier raus.“ Manche Ich-bin-Worte sind dumm. Das amerikanische Party-Girl Paris Hilton sagt von sich: „Ich bin eine Marke.“ Die Ich-bin-Worte von Jesus sind mehr als legendär und keineswegs peinlich oder dumm, sie sind existenziell.
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5). Auch wenn der Weinanbau in unseren Breitengraden eher selten ist, wissen auch wir, dass für einen guten Wein vor allem der Weinstock wichtig ist, der die Reben trägt. Schon zur Zeit Jesu war der Weinanbau in Israel gang und gäbe und die Menschen wussten ganz genau, worauf es dabei ankam. Das Wichtigste ist der Schnitt. Der Weinstock hat die Tendenz, ins Laub zu schießen, so dass zwar viel Grün, aber wenig Trauben geerntet werden können. Und schlechte, faule, von Ungeziefer befallene Trauben müssen entfernt werden, damit sie die anderen nicht belasten.
Dieses Bild hat Jesus vor Augen, wenn er sagt: Ich bin der wahre Weinstock. Ich bin die Kraftquelle eures Lebens. Wenn ihr bei mir bleibt, könnt ihr die Früchte des Lebens und des Glaubens ernten. Dann könnt ihr in eurem Leben wahrnehmen, was Gott euch verheißen hat. Wenn ihr euch aber von mir abwendet, dann wird euch die Kraft fehlen, einen neuen Anfang zu wagen, und ihr werdet das verheißene Leben nicht erfahren. Das ist Jesu Botschaft an seine Jünger. Das ist Jesu Botschaft an uns.
Ihnen allen Gottes Segen und herzliche Grüße auch vom Kirchengemeinderat!
Ihr Pastor Norbert Siemen