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Das Wort zum Sonntag - 26. April 2020

23.04.2020

Liebe Gemeinde! Die gottesdienstlichen Texte des Sonntags handeln von Gott bzw. Christus als dem guten Hirten. Im Wochenspruch aus dem 10. Kapitel des Johannesevangeliums sagt Christus: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ Am bekanntesten ist sicherlich der Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Und auch im Predigttext, der im 1. Brief des Petrus im 2. Kapitel steht, findet sich dieses Motiv: „Ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“

Während meiner Studienzeit in Tübingen bin ich regelmäßig einem Hirten und seiner Schafherde begegnet. Ich wohnte auf einem Berg und musste auf dem Weg zur Universität eine kleine Schlucht durchqueren, an deren Rändern saftige Wiesen lagen. Ich blieb oft stehen, um mir das Schauspiel anzusehen, wie die Schafe über die Wiesen liefen und wie die Hütehunde die Herde zusammenhielten. Und der Hirte ging vorneweg und bestimmte den Weg. Nicht selten kam ich dann verspätet zur Vorlesung, aber dieses Schauspiel war es mir wert und bot außerdem eine besondere Lehre.  

Der Predigttext beschreibt Christus als den guten Hirten und ermahnt zur Nachfolge: „Christus hat euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen.“ Wohlgemerkt: Nachfolgen. Wir sollen nicht in seine Fußstapfen treten. Wir sind nicht Christus. Aber wir sollen ihm folgen, wie die Schafe dem Hirten folgen, um zu den Quellen des Lebens zu kommen. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns aufhilft, wenn unsere Kräfte einmal schwinden. Er behütet uns.

Die kanadische Autorin Margaret Fishback Powers hat es in ihrem Text „Spuren im Sand“ schön ausgemalt: Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn. Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn: "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“

Ihnen allen Gottes Segen und herzliche Grüße auch vom Kirchengemeinderat!

Ihr Pastor Norbert Siemen