St. Vincentius Kirche

Am Südrand des Dorfes versammelten sich im Mittelalter die freien Männer der Husbyharde, eines der alten Gerichts- und Verwaltungsbezirke des Herzogtums Schleswig, zum Thing, zur Volksversammlung. Nahe dem Thingplatz wuchs etwa ab 1200 die dem Märtyrer Vincentius geweihte Hauptkirche der Harde empor, ein großer Granitquaderbau nach dem Vorbild der königlichen Kirche in Sörup.

Begonnen wurde sie mit den nicht mehr vorhandenen Ostteilen Apsis und Chor. Es folgte wohl erst nach 1200 das breitere Kirchenschiff. Von ihm haben sich die Seitenwände erhalten. Ein Wechsel des Sockelprofils zeigt, dass sie in zwei Abschnitten von Osten nach Westen aufgeführt wurden. Die Sohlbänke unter den beiden östlichen der 1856-59 frei rekonstruierten romanischen Fenster der Nordseite zeigen Flachreliefs von Schlangen, Drachen und Wölfen. Die beiden einfachen Rundbogenportale im Norden und Süden sind in urprünglicher Gestalt erhalten. Vor dem Südportal wurde 1806 ein geräumiges Vorhaus angebaut. Die heutige langgestreckte Saalkirche mit großen Südfenstern ist das Ergebnis eines Umbaus von 1786 zum Predigtraum im Sinne der Aufklärungszeit. Chor und Apsis wichen einer erheblichen Verlängerung des Schiffs nach Osten. Dabei wurden die Granitquader aus dem Abbruch wiederverwendet, sogar die gerundeten Sockelsteine der Apsis, von denen einige noch Ansätze von Halbsäulen einer Blendengliederung nach Söruper Vorbild aufweisen.

Eine Renovierung 1856/59 gab dem Ostgiebel seine neuromanische Gestalt. Wohl erst im 15. Jahrhundert entstand der mächtige gotische Turm aus Backstein mit teilweiser Quaderverblendung und dem weithin sichtbaren, schindelgedeckten Helm des 17. Jahrhunderts.

Der Innenraum wurde 1952 von dem Restaurator Carl Fey- Thalmühlen neu gestaltet. Durch einen neuen Chorbogen und durch Freilegen der alten Balkendecken hat der Raum seinen mittelalterlichen Charakter teilweise zurückerhalten, wozu auch Feys dekorative Ausmalung beiträgt. Bei der Erweiterung 1786 erhielt die Kirche einen neuen spätbarocken Altaraufbau, gestaltet von dem Tischler Hansen, Flensburg, mit einem Kruzifix vor gemaltem Hintergrund über einem Abendmahlsbild. In die reichen Rankenschnitzereien beiderseits und über dem Mittelfeld sind in geschickter Weise kleine Figuren Christi und der 12 Apostel mit ausdrucksvollen Köpfen vom Vorgängeraltar des frühen 15. Jahrhunderts eingefügt. Vier Engel und der Auferstandene, die den Barockaltar ursprünglich bekrönten, sind jetzt an der Nordwand des Chores angebracht.

Zum romanischen Kirchenbau gehört die um 1200 wohl nach jütischen Vorbildern geschaffene Granittaufe. Die Flächen ihres als umgekehrtes Würfelkapitell gestalteten Fußes zeigen schreckenerregende Fabeltiere als Symbole des Bösen. Die Kuppa umzieht eine Rundbogenfolge mit urtümlichen Reliefs, die den Sündenfall und die Erlösung durch den Kreuzestod Christi zum Inhalt haben, darüber ein Rankenfries altnordischen Charakters. Nur wenig jünger ist die vorzügliche lebensgroße Figur des Erzengels Michael am Choreingang, die vermutlich um 1225-30 im Ostharzgebiet um Halberstadt entstand. Reste spätgotischer Seitenaltäre des 15. Jahrhunderts sind die Skulpturen des heiligen Vincentius am Eingang und der Maria in der Nische des Nordportals. Die kräftig bewegten Figuren Christi, Paulus und der Evangelisten an der barocken Kanzel schnitzte Heinrich Buchholtz 1691. Eine Stiftertafel berichtet, das Hans Clausen aus dem fernen Batavia (Djakarta) seiner Heimatkirche 1754 1500 Mark schenkte. Geschichten der Bibel von der Schöpfung bis zur Grablegung Christi erzählen die Brüstungsbilder der Nordempore von 1752 und 1786. Die Orgel auf der Westempore im Erdgeschossraum des Turmes baute Klaus Becker, Kupfermühle, 1984 mit neubarockem Prospekt.