Die Glocken der St. Vincentius-Kirche

Vergangenheit 1)

Unsere Kirche hat sicher in alter Zeit schon Glocken besessen, von deren Beschaffenheit wir nichts wissen.Im Jahre 1600, als der Turmhelm infolge Blitzschlag abbrannte, waren je eine große und eine kleine Glocke vorhanden. Die große Glocke war 1556 von Gerd von Merfeld in Flensburg gegossen worden und trug die Inschrift: "VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM" (Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit).

Diese Glocke zersprang beim Brande und stürzte herab. Auch die kleine Glocke war nach dem Brand nicht mehr benutzbar. Unter Mitverwendung der Reste der herabgestürzten Glocke wurde 1610 von Melchior Lucas eine neue Glocke gegossen, die folgende Inschrift trägt: "H. NICOLAVS / KARSTENS / PASTOR / THO HUSBY / KARKSVAREN: YWER HESSEL / CLAWES PAWELS / LAS PETERSEN / IVRGEN HANSEN / M! MELCHIOR LUCAS GOET MI ANO 1610." Sie ist auf E gestimmt. Diese Glocke mußte im 2. Weltkrieg abgeliefert werden, wurde nach dem Kriege im Glockendepot in Hamburg aufgefunden, im September 1947 zurückgeholt und hängt seitdem an ihrem alten Platz.

Die kleine Glocke, die lange unbenutzt im Turm gehangen hatte, wurde im Jahre 1812 von Barthold Christian Beseler in "Reichsb." (wahrscheinlich Rendsburg) umgegossen. Sie mußte im 2. Weltkrieg zum Einschmelzen gegeben werden und kehrte nicht mehr zurück.

Im Ostgiebel hingen früher zwei kleine Meßglocken. Diese Glocken sollen der Überlieferung nach von einer Frau in der Gemeinde gestiftet worden sein, die von Zwillingen entbunden worden war. Sie wurden zusammen mit den großen Glocken im Turm geläutet, wenn eine Frau, die im Kindbett gestorben war, beerdigt wurde.Seit der Reformation läuteten sie auch sonntäglich den Gottesdienst ein. Eine dieser Glocken, im 2. Weltkrieg abgegeben, wurde später durch eine gestiftete kleine Schiffsglocke ersetzt.

Im Jahre 1960 beschloß die Kirchengemeinde, den Klang der auf E gestimmten alten Glocke durch zwei neue Glocken mit den Tönen G und H zu einem Dreiklang zu ergänzen. Die beiden Glocken wurden der Firma Bachert in Friedrichshall/Kochendorf in Auftrag gegeben. Dem Glockenguß wohnten unser damaliger Pastor Richers und ein Kirchenältester bei. Die größere der neuen Glocken trägt die Inschrift: "Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" und außerdem das Zeichen des Kreuzes und der Weltkugel. Die Worte auf der anderen Glocke lauten: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" (Lukas 2, 14), dazu ebenfalls ein Kreuz und die Weltkugel. Beide Glocken tragen außerdem die Jahreszahl 1960.Am 2. 1. 1961 wurden die bekränzten Glocken im feierlichen Zug nach Husby eingeholt und im Turm neben der alten Glocke angebracht. Pastor Richers gab den neuen Glocken den Wunsch mit, daß sie noch viele Jahrhunderte in Frieden läuten mögen.

1) Quelle: Johannes Jensen, Christoph Gondesen: Chronik des Kirchspiels Husby, Husum Druck- und Verlagsges., 2.Aufl. 2000, ISBN 3-88042-031-9; Peter Asmussen, Die Husbyer Kirche, a.a.O. S. 29-30.

Gegenwart

Die oben erwähnten kleinen Meßglocken im Ostgiebel hängen dort - gut sichtbar - noch heute. Sie werden aber "schon lange nicht mehr geläutet" (Pastor i.R. Friedrich Welsch in einem Faltblatt für Besucher, 2010).

Alle Glocken werden elektrisch betrieben.

Seit dem 28. August 2011 werden auf Beschluß des Kirchenvorstandes im Rahmen des 11-Uhr-Gottesdienstes die Neugeborenen der vergangenen Woche bekannt gegeben, wobei eine Minute lang die kleine Glocke mit der Inschrift "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" geläutet wird.