Hans-Werner Fischer, natur- und kulturbegeisteter Zustifter der St. Marienstiftung
Ich durfte Herrn Fischer 2011 kennenlernen. Er war ein echter Gentleman, der einem in den Mantel half und die Tür öffnete. Als Sozialdemokrat und begeisterter Demokrat, lag ihm das Wohl anderen Menschen sehr am Herzen. Da er keine Nachkommen hatte war sein großer Wunsch, Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Dies tut jetzt in seinem Namen, die St. Marienstiftung Grundhof. An dieser Stelle möchten wir die Geschichte von Hans-Werner Fischer erzählen:
Hans-Werner Fischer wurde am 9.7.1929 geboren. Er wuchs als Sohn einer Opernsängerin und eines Schauspielers auf. Seine Eltern hatten Jahr auf Jahr Engagements in verschiedenen Städten. So wuchs Hans-Werner in vielen unterschiedlichen Städten auf und hatte nie die Möglichkeit als Kind richtige Freunde zu finden. Darunter litt er sehr und oft war er Schikanen ausgesetzt, unter anderem auch, weil seine Eltern sich weigerten, Hans-Werner in die Hitler-Jugend zu geben. Als er 15 Jahre alt war, verstarb sein Vater in seinen Armen. Zeitweise lebte Hans-Werner bei verschiedenen Verwandten, unter anderem in Stettin und zuletzt bei Verwandten in Flensburg. Hans-Werner lernte gerne und schnell, doch durch die Kriegswirren konnte er nie einen Schulabschluss absolvieren. Eine Arbeitsstelle fand er zunächst in Flensburg, bei der Firma Fleno, weitere Stationen waren die Hansin-Werke und die Firma Pott. Herr Fischer gewann schnell hohe Anerkennung, so dass er zuletzt die Personalabteilung bei Böklunder-Plumrose leitete. Er hatte ein gutes Gespür für Menschen und traf die Auswahl auch nach Bauchgefühl. Zeugnisse sah er sich oft erst nach der Einstellung an.
In der Firma Fleno lernte er seine spätere Frau Charlotte Fischer, geb. Jochimsen, kennen. Sie zogen nach Harrislee und später nach Kragholm, der Ort an dem Hans-Werner Fischer endlich seine Heimat finden konnte. Seine Frau machte das Haus und Grundstück zu einem Zuhause mit selbstgebackenem Brot und Gemüsegarten.
Hans-Werner Fischer hat sich immer in der Natur wohl gefühlt. Er liebte lange Sparziergänge mit den Hunden oder war mit Fotokamera und Fernglas in der Natur unterwegs. Das Ehepaar Fischer hatte zeitgleich mehrere Hunde, um die sie sich liebevoll kümmerten. In der Schneekatastrophe wärmten die Hunde sogar das Bett. Die Ehe blieb kinderlos, aber Herr Fischer war gerne mit jungen Menschen zusammen, nahm diese sehr ernst und versuchte sie zu unterstützen und sie zu ermutigen. Auch ehemaligen Kollegen und Auszubildende blieben sehr gute Kontakte. Herr Fischer interessierte sich für andere Menschen und war sehr zugewandt, so zog er die Menschen an. Er selbst machte ich wenig auf den Weg, hatte aber stets eine offene Tür.
1996 starb Charlotte Fischer und Herrn Fischer stellte Frau Schley an, den Haushalt zu führen. Sie brachte ihre Kinder gelegentlich mit nach Kragholm, für die Kragholm so etwas wie ein zweites Zuhause wurde und Herr Fischer eine wichtige Bezugsperson. Frau Schley kümmerte sich bis zuletzt um Herrn Fischer und organisierte Hilfe und Unterstützung, als die Pflegebedürftigkeit anstand.
Trotz seines hohen Alters hatte Herr Fischer vielseitige Interessen. So lernte er Klavier spielen und Spanisch. Auch informierte er sich täglich über das Weltgeschehen und war stets angeregten Gesprächen offen. Er hatte engen Kontakt zur Nachbarschaft, die sich sehr um Herrn Fischer kümmerte, besonders im hohen Alter, als er gebrechlicher wurde.
Hans-Werner Fischer konnte bis an sein Lebensende in seiner geliebten Heimat auf Kragholm bleiben.
Er hat etwas Bleibendes hinterlassen. Wir möchten als Stiftung dafür sorgen, dass im Namen von Hans-Werner Fischer, junge Menschen gefördert und Menschen in Not geholfen wird.
Für die St. Marienstiftung:
Andrea Stoltenberg 2.7.2024