Ostern und die Frage der Religion

29.03.2023

Pastor Hans-Christian Gerber betrachtet das Osterfest von der theologischen Seite

Das geöffnete Grab ist das Zeichen österlicher Hoffnung. Dahinter steht eine Haltung, die alle Religionen miteinander verbindet. Wie sagte es schon Paul Tillich: „Religion ist im weitesten und tiefsten Sinne des Wortes das, was uns unbedingt angeht." Und das Mutmachende ist nicht nur an Ostern - aber vielleicht am klarsten zu Ostern: Der Mensch hat nicht das letzte Wort über alles Leben, das hat Gott, der Schöpfer und Neuschöpfer des Lebens.

Das geschaffene Leben des Schöpfers wird nicht durch das brutale Vorgehen selbstgerechter Menschen so zerstört, dass damit Gottes schöpferische Kraft am Menschen zu Ende wäre. NEIN sagt Gott zum Leiden des Jesus und lässt nicht das ungerechte Kreuz ein Ende sein. NEIN sagt Gott zum Leiden seiner Erschaffenen, indem er eine Tür öffnet aus den Gefängnissen heraus. Und das stärkste Gefängnis ist der Tod. NEIN sagt Gott zum ewigen Tod und begrenzt darum den zeitlichen Tod. Das ist die christliche Hoffnung, von der Paulus sagt „Sie lässt nicht zuschanden werden." (Römer 5,5)

Wenn wir in Husby, wie in vielen christlichen Gemeinden, die Osternacht oder den Ostermorgen begehen, dann lassen wir uns durch die Feier ein Stück mitnehmen in diese Hoffnung, die selbst der Tod nicht zuschanden machen kann. Wir feiern den Übergang von der Dunkelheit ins Licht, vom Tod ins Leben und werden eingeladen, der neuen Geburt durch die Auferstehung schon jetzt zu trauen und mutig für die Welt, wie Gott sie gemacht und gemeint hat, uns einzusetzen.

Ostern passiert darum nicht erst am Ende menschlichen Lebens, sondem bei jedem Dienst am Leben Gottes auch gegen manch einen Trend. Und, liebe Christengemeinde: Lasst euch nicht verunsichern, wenn die Kirchengliederzahlen in Europa sinken, weltweit steigen sie!

Warum? Weil Christen dem Trend der todesüberwindenden Kraft Gottes mehr zutrauen als brutalen Herrschern oder listigen Unternehmern.

Ostern ist ein Neuanfang! Feiern wir das und lassen unsere Verzagtheit oder unseren Missmut einfach ruhen!

Ihr Pastor Hans-Christian Gerber