Christuskirche in Gundelsby
Bis zu Beginn des 20. Jh. mußten die Bewohner des langgestreckten Dorfes an der Nordstraße (B199) zum Gottesdienst die über 5 km entfernte Kirche in Gelting aufsuchen. 1908 ließ der Kirchenvorstand Gelting einen Architektenwettbewerb zum Bau einer Kirche mit Gemeinderaum und eines Pastorates in Gundelsby als zusammenhängende Baugruppe vor dem damals angelegten Friedhof durchführen. Wilhelm Voigt, Kirchenbaumeister des Kirchengemeindeverbandes Kiel, erhielt den 1. Preis und den Bauauftrag. Voigt war in den beiden Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg Architekt zahlreicher Kirchen in ganz Schleswig-Holstein, genannt seien die Luther- und die Michaeliskirche in Kiel, die hochragende Maria Magdalenenkirche in Marne, der reizvolle Achteckbau in Jübeck und als unmittelbares Vorbild für Gundelsby die Kirche in Rickling. Vom Historismus kommend und in allen Stilarten bewandert, löste er sich nach 1900 von den Fesseln korrekter Stilnachahmung. Mit den Backsteinkirchen in Rickling und Gundelsby wandte er sich der damals aufkommenden schleswigholsteinischen Heimatschutzrchitektur zu unter Benutzung spätromanischer Details wie Zierfriese sowie rundbogige Öffnungen und Blendengliederungen.
Das Pastorat entstand in einem anheimelnden Landhausstil. Die Kirche ist ein nach Osten gerichtetes einfaches Satteldachhaus; nur das Treppenhaus für die Empore springt im Südwesten aus dem geschlossenen rechteckigen Baukörper ein wenig vor.
Der Besucher betritt die Kirche am Westende von Süden durch ein Portal mit originellem Doppelbogen unter einem Rundfenster und gelangt zunächst in einen kleinen Vorraum mit der Emporentreppe, einem schmalen Durchgang zu dem Gemeinderaum unter der Empore, dann durch die große seitliche Tür in das kurze rechteckige Kirchenschiff, an das sich ein querrechteckiger kleiner Chor, eingefasst von Sakristei und Abstellraum, anschließt. Rundbogige Tonnengewölbe überspannen beide Teilräume, im Chor verputzt, im Schiff als farbig gestaltete Holzkonstruktion mit Zugbalken.
Große Rundbogenfenster geben dem Kirchenschiff viel Licht. Das Rundfenster über dem Altar füllt eine farbenkräftige Bleiverglasung von 1909, darin das Brustbild Christi mit der Dornenkrone. Über dem Chor wächst aus dem Dach der querrechteckige Satteldachturm auf mit Gruppen von Schallöffnungen und verputzten weißen Blenden in den Giebeln. Im Turm hängen seit 1978 zwei schöne neue Bronzeglocken. Sie ersetzten eine 1909 erworbene Glocke von 1687 - ältestes Kulturgut der Kirche - die einen neuen Platz in dem hölzernen Glockenträger auf dem Friedhof erhielt. Ende der 90er Jahre musste der Glockenträger wegen Baufälligkeit aufgegeben werden. Die alte Glocke wurde der Kirchengemeinde Jarplund-Weding bei Flensburg geschenkt.
Die einfache Ausstattung der Bauzeit ist weitgehend erhalten. Das Mittelrelief des in Jugendstilformen gehaltenen hölzernen Altaraufsatzes zeigt die Kreuzigung, die kleineren Seitenfelder die Segnung der Kinder und die Auferweckung der Tochter des Jairus. Die Taufe hat die Form eines umgekehrten Würfelkapitells.
Der als halbes Achteck ausgebildete Kanzelkorb ist lebendig mit Friesen und Eckverstärkungen sowie geometrisch verzierten Füllungen gegliedert. Nördlich neben dem Chorbogen hängt eine vorzügliche große Kopie der Anbetung der Hirten des spätgotischen Meisters Martin Schongauer, gemalt vor 1944 von Prof. Georg Rösner, der 1954 auch das Ölbild des sinkenden Petrus an der Seitenwand schuf.
Auf der in kräftiger Zimmererarbeit gestalteten Empore, unter der eine bewegliche Trennwand die Verbindung von Gemeinderaum und Kirche bei großer Besucherzahl ermöglicht, steht die zweimanualige Marcussenorgel mit offenem Pfeifenprospekt.