Aufbruch und Neubeginn - auch im Ruhestand

15.07.2022

Im Wort zur Woche von Pastor i.R. Hans Baron geht es um Aufbruch und Neubeginn - auch im Ruhestand.

Unzählige kleine und große Sterne heben sich leuchtend ab vor dem dunkelblauen Himmel, der fast die ganze Szene füllt. Darunter steht aufrecht eine dunkel gekleidete, kräftig und mutig wirkende Männergestalt getragen von erdfarbenem Grund. Dieses Bild hat mich den Auszug Abrahams aus Haran, wie die Bibel erzählt, am besten verstehen lassen. Denn: warum zieht jemand freiwillig weg aus vertrauter Umgebung und trennt sich von ihm verbundenen Menschen ohne zwingende Gründe? Das Bildmotiv verspricht: „Es muss mehr als alles geben!“

Einige Anlässe motivieren dazu, vertraute Bezüge aus freien Stücken aufzugeben: der Studienabschluss und der berufliche Einstieg, häufig auch später berufliche oder familiäre Gründe. Dazu gibt es auch Auszüge, ohne den Ort zu wechseln zu müssen. Der Wechsel in den Ruhestand ist so ein Auszug. Dieser Übergang verbindet sich mit stärksten Veränderungen. Betroffene verlieren ihr berufliches Umfeld und damit viele soziale Kontakte, Anerkennung und Wertschätzung. Das Neuland, das sie betreten, ist beängstigend unbekannt. Diese Entwurzelung macht Rentnerinnen und Pensionären zu schaffen und kann seelsorgerliche Begleitung erfordern. Dabei kann die Dritte Lebensphase, wie der Ruhestand heute treffend bezeichnet wird, ein neues reizvolles Land Kanaan sein. Oft verspricht diese Dritte Lebensphase eine lange Lebenszeit. Viele Zwänge fallen weg und neue Freiheit lockt mit spannenden Inhalten. Manche engagieren sich ehrenamtlich und gewinnen bisher unbekannte Fähigkeiten. Andere entdecken reizvolle Tätigkeiten und Hobbys. Großeltern können für ihre Enkelkinder da sein und es entwickelt sich ein liebevolles gegenseitiges Geben und Nehmen. Diese Verlockungen können der Zukunft reichen Segen schenken. Der bestirnte Himmel als Stimme Gottes, die zum Aufbruch ruft? Warum nicht?

Hans Baron, Pastor im Ruhestand