Kirchenkreissynode: Lange Tagung ohne Geld für Glockenstapel

28.03.2025

Themenschwerpunkte der Synodentagung waren der Haushalt, der Zukunftsprozess und die Sanierung der Glockenstapel.

Eine lange Tagung und am Ende eine kontroverse Diskussion mit einem Knistern in der Luft: Am Sonnabend, 22. März 2025 haben sich die Parlamentarier der Ev. Kirche Schleswig-Flensburg zu ihrer Sitzung im Gemeindehaus Flensburg-Engelsby getroffen, diskutiert und abgestimmt. Als große Themen standen der Zukunftsprozess der Ev. Kirche mit Bischöfin Nora Steen als Gast und der Haushalt auf der Tagesordnung – und zum Schluss dann die Frage, ob der Kirchenkreis 1,2 Millionen Euro aus Gemeinschaftsmitteln in die Sanierung der Glockenstapel geben will.

Kontroverse Diskussion über Finanzierung der Glockenstapel

Diese hölzernen Konstruktionen für die Glocken, die in Angeln und Schleswig früher statt Kirchtürmen gebaut wurden, gelten als Alleinstellungsmerkmal der Region, prägen die Dörfer und haben für Menschen vor Ort eine hohe Bedeutung. Insgesamt 21 Glockenstapel stehen im Kreisgebiet, 12 davon sind dringende Sanierungsfälle oder haben einen hohen Sanierungsbedarf. Kosten: Ca. 4,5 Millionen Euro. Die gute Nachricht: Der Bund hat eine Förderung von 2,25 Millionen zugesagt, wenn die andere Hälfte des Geldes gesichert ist. An dieser Stelle dankte Propst Helgo Jacobs dem Kirchenkreis-Architekten Kai Pintat-Witt für seine zeitintensive, gründliche und engagierte Vorarbeit.

Der Vorschlag zur weiteren Finanzierung: 1,2 Millionen sollen aus der Substanzerhaltungsrücklage gezahlt, der Rest über weitere Drittmittelgeber eingeworben werden. Die Haltung der Synodalen dazu war kontrovers: Ulrich Siebert warnte beispielsweise, dass die Kirche Prioritäten setzen muss. Er sagte: „Man muss sich die Glockenstapel nicht nur leisten wollen, sondern auch leisten können.“ Und Sabine Kröger ergänzte: „Wir haben 200 Gebäude, davon fast 80 denkmalgeschützte Kirchen. Irgendwann stehen wir vor der Aufgabe, denkmalgeschützte Kirchen zu schließen. Der Kern der Kirche ist Gemeinschaft. Wir müssen lieber in Gebäude investieren, wo sich Menschen treffen können und fragen, was wir zwingend in der Zukunft brauchen.“ Sandra Limke wies auf mögliche Mehrkosten hin, für die die Gemeinschaft dann ebenfalls einstehen müsse und sagte: „Das ist nicht mehr dran.“

Befürworter:innen des Sanierungsprojektes wiesen neben der kulturellen Bedeutung darauf hin, dass auch Geld fällig wird, wenn nicht saniert wird. Der Kirchenkreis-Architekt Kai Pintat-Witt sagte: „Marode Türme müssen so gesichert werden, dass niemand in Gefahr gerät. Das nennt man Verkehrssicherungspflicht und auch die kostet richtig Geld.“ Und Pastor Philipp Kurowski ergänzte: „Wir sparen durch Nichtstun nichts. Wir können nicht Nichtstun. Wenn wir mit Zuschüssen sanieren, fahren wir als Gemeinschaft günstiger.“

Nach ausführlicher Diskussion hat das Kirchenparlament mit 25 Nein- und 17 Ja-Stimmen entschieden, keine Gemeinschaftsmittel ins Projekt zu geben.

Haushaltsberatungen: Knappe Kasse trotz höherer Kirchensteuerzuweisung

Schon vor der Diskussion war bei den Haushaltsberatungen deutlich geworden, dass das Geld knapper wird. Die Kirche in Schleswig-Flensburg erwartet zwar mit 25,2 Millionen Euro eine 1,4%ig höhere Steuerzuweisung als im Vorjahr, aber der Kirchenkreis muss wegen gestiegener Kosten trotzdem mehr als 600.000 Euro aus der Rücklage nehmen. 

Regionalzentrum vereint Glauben, Bildung und Leben

Und auch das Regionalzentrum greift nach der Sanierung des Kirchbergs mit 500.000 Euro in seine Rücklage, um seine Bildungsangebote für Konfirmanden, Jugendliche und Erwachsene weiter gestalten zu können. Als neues Format streicht Pastor Ingo Gutzmann das Friedenscamp im Taizé-Stil auf dem Kirchberg heraus.

Diakonisches Werk mit kirchlicher Sozialarbeit

Pastorin Birgit Lunde und Andreas Link machten deutlich, dass das Diakonische Werk mit seiner Arbeit – von Schuldner- und Migrationsberatung über heilpädagogische Dienste und der Tafel Süderbrarup bis hin zur Begleitung von Obdachlosen – zwar ein geschätzter Partner im Sozialsystem der Stadt Flensburg und des Kreises ist, aber deutlich die klammen Kassen der Kommunen zu spüren bekommt. Welche Kosten von Bund, Land und Kommune refinanziert werden, sei wegen der Komplexität der Antragsstellung derzeit schwer planbar, führte Andreas Link aus. Er plant zusätzlich zu den öffentlichen Geldern und den 1,42 Millionen Euro, die das Diakonische Werk aus Steuermitteln vom Kirchenkreis erhält, deshalb vorsichtshalber mit einer Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von 500.000 Euro.

Kitawerk ist größtes Kirchenkreiswerk und Dach von 47 Kitas

Gute Nachrichten gab es aus dem Kita-Werk, in dem 47 Kitas von Kropp bis Harrislee und zwischen Kappeln und Medelby organisiert sind und zu dem rund 930 Fachkräfte und Mitarbeitende und mehr als 3.500 betreute Kinder gehören: Es konnte den Kirchenkreis-Anteil an der Kita-Arbeit von früher 2,2 Millionen Euro auf mittlerweile 415.000 Euro senken, weil das Team die Verwaltungskosten mit den Gemeinden im Kreisgebiet erfolgreich nachverhandelt hat. Gleichzeitig gibt es aber auch hier zahlreiche Herausforderungen – vom Fachkräftemangel über steigende Bürokratisierung bis hin zur neuen Finanzierungsstruktur durch das neue Kindertagesbetreuungsgesetz (KiTaG), wie Leiterin Katja Bär ausführte. Als mutmachend bewertete sie die neu installierte praxisintegrierte Ausbildung mit fünf Teilnehmer:innen 2024 und geplanten zehn, die 2025 starten.

Bischöfin Nora Steen zum Zukunftsprozess der Kirche

Mutmachende Botschaften gab es zu Beginn der Synodentagung auch von Bischöfin Nora Steen, die vom Zukunftsprozess der Nordkirche berichtete. Sie sagte: „Wir leben von der Heiliggeistkraft und haben die gute Botschaft zu verkünden. Lasst uns die Augen aufmachen, die Ohren spitzen und die Herzen öffnen, um all das Gute im Alltag zu entdecken und anderen davon zu erzählen.“ In der Zukunft gehe es darum, die kirchliche Arbeit so ausrichten, dass alle fröhlich, mit Ausstrahlungskraft und in Vielfalt ihren Dienst tun, so die Bischöfin. Dabei solle Bewährtes erhalten und zugleich Neues ausprobiert werden. Eine Ermöglichungs-Struktur sei dafür nötig. Wichtig sei auch, Hoffnungsgeschichten zu teilen. Die Bischöfin sagte: „Wir sollen viel mehr erzählen, wo uns Gottes Hoffnung begegnet. Das ist ein Licht für die Gesellschaft, das wir nicht unter den Scheffel stellen dürfen.“ Als wanderndes Gottesvolk müsse sich die Kirche den Veränderungen stellen und sich darauf einstellen, so die Bischöfin. „Gott ist mit uns, komme was wolle“, so Nora Steen. Sie appellierte an Gottvertrauen und das Vertrauen in die Begabungen der Gemeinschaft. Sie sagte: „Vielen Dank fürs Mittragen und Durchtragen bis heute. Kirche lebt davon, dass jemand die Glocke läutet, die Gräber pflegt, ans Telefon geht, Kranke besucht, eine offene Tür für Kinder und Jugendliche hat und ein offenes Ohr. Danke, dass ich ihre Bischöfin sein darf. Es ist ein tägliches Geschenk zu sehen, wie reich und vielfältig die Kirche ist.“

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