Kleine Auszeit: "Abgekämpftes Leuchten"
15.12.2023
Kleine Auszeit von Pastorin Friederike Magaard, Pfarrsprengel Adelby-Engelsby
Die Hoffnung ist in diesem Advent viel unterwegs: In den Wohnzimmern versucht sie Zuversicht auszustrahlen, dass die Stimmung beim Weihnachtsessen nicht eskaliert, wenn es wieder um die heiklen Themen geht. Sie war in Dubai auf der Weltklimakonferenz und hatte am Ende sogar einen kleinen Auftritt, als die Abschlusserklärung beschlossen wurde. In Wartezimmern bangt die Hoffnung mit, dass es nächstes Jahr gesundheitlich bergauf geht. Sie bleibt trotzig selbst in Kiew, Jerusalem und Gaza, sieht aber hier immer besonders abgekämpft und müde aus.
Morgen kommt die Hoffnung in Kiel an. Wieder hat sie eine weite Reise hinter sich, aber in ihren Augen spiegelt sich ein Leuchten. Denn im Gepäck hat sie die kleine Kerzenflamme des Friedenslichts. Angezündet wurde das Licht in Bethlehem, nur 70 km Luftlinie vom Gazastreifen entfernt. Von dort wurde es weitergegeben von Laterne zu Laterne, von Docht zu Docht. Mit Sondergenehmigungen ist es sogar mit dem Flugzeug und in Zügen gereist. Auf dem Weg wurde es immer wieder geteilt, dieses Licht aus Bethlehem auf großer Mission.
Die Flamme des Friedenslichts flackert schutzbedürftig wie meine eigene Hoffnung, die manchmal auch nur schwach vor sich hin glimmt. Ein Windstoß reicht und alles ist wieder aus. Wie gut, dass sich die Pfadfinderinnen und Pfadfinder und viele andere so ernsthaft und verantwortungsvoll darum kümmern, dass das Friedenslicht gut gehütet seinen Weg in die Städte und Dörfer unseres Landes finden wird.
Alle, die es behüten und verteilen, erinnern mich daran: Meine Hoffnung wächst mit dem, was ich tue. Ich kann anderen Menschen das Licht bringen und damit zeigen: Ich will, dass es auch für dich hell wird. Dann ist noch nicht überall Frieden – aber ein bisschen mehr Hoffnung und Leuchten in dieser Welt.