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Kleine Auszeit: "Der Pokal und seine eigenen Gesetze"

16.08.2024

Kleine Auszeit von Jonas Borgwardt, katholischer Hochschulseelsorger auf dem Flensburger Campus

An diesem Wochenende startet wieder der DFB-Pokal der Herren. Aus dem Flensburger Raum hat sich niemand qualifiziert, aber mit Vereinen wie Phönix Lübeck, VfV Hildesheim oder Schott Mainz gibt es seltene Gelegenheiten für sogenannte Underdogs, die „Großen“ zu ärgern. In den letzten Jahren haben es immer wieder unterklassige Vereine weit geschafft, sodass nach wie vor die alte Fußballweisheit gilt: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.

Klein gegen groß, das Unmögliche möglich machen, gegen den starken Riesen gewinnen: Auch die Mythen und Epen der Menschheit sind voll davon. Aus der christlichen Tradition ist man schnell bei der Erzählung von David und Goliath. Aber auch logisch: Wäre es der Rede wert, wenn ein überlegenes Heer gegen eine kleine Gruppe gewinnen würde? Würde man tagelang die Stars des FC Bayern feiern, wenn sie gegen einen Viertligisten gewonnen haben? Nein, die besonderen Geschichten sind die, welche die gewohnte Ordnung durchbrechen und die Kleinen groß machen.

Genau darin besteht auch eine wesentliche Botschaft des Christentums. Jesus sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Die Bibel ist voll von Erzählungen, die deutlich machen, dass es darauf ankommt, die Kleinen groß zu machen und die gewohnten Gesetze umzukehren. Mehr noch: Jesus setzt mit seiner Botschaft radikal bei den Armen und Ausgegrenzten an und verheißt ihnen die Zukunft. Er will die (auch ungeschriebenen) Gesetze brechen und die Welt grundsätzlich umgestalten. Jesus will von uns nicht weniger als diese Transformation: Nicht bei den gewohnten Strukturen der Macht bleiben, sondern sich an der Seite derer wissen, die schwächer sind und der Zuwendung bedürfen.