Foto: Anne Vollert (erstellt mit KI)

Kleine Auszeit: "Einfach so - gechillter Zierkürbis"

04.10.2024

Kleine Auszeit mit Gedanken zum Erntedankfest von Anne Vollert, Entlastungspastorin im KK Schleswig-Flensburg

Die uns ernährende Schöpfung ist schön. Fast. Die Kartoffel ist nicht sehr attraktiv. Aber was wäre die Currywurst ohne Pommes? Und der Fußballabend ohne Chips? Erst auf den zweiten Blick erkennt man, worin ihre geheime Kartoffel-Stärke liegt.

Ähnlich geht es der Zucchini. Sie ist die Gastarbeiterin in unserem Garten - mit italienischer Herkunft. Vor 40 Jahren war die Zucchini exotisch wie Mario, der Sohn vom Eisdielenbesitzer. Den nannten wir damals Spaghettifresser. Heute mögen wir Eis, Pizza, Spaghetti und Mario. Und die Zucchini gehört dazu. Auch Gemüse braucht Integration. Das klappt – wenn wir Geduld haben mit uns selbst. Die deutsche Kartoffel ist übrigens auch ein Flüchtling. Aus Mittelamerika.

Und dann ist da noch der Zierkürbis. Was will er an Erntedank? Den kann man ja nicht essen! Also soll man dafür seinem Herrgott danken? Überhaupt: Die ganze Arbeit bloß für ein bisschen bunte Deko? Einfach so? Ja, denn der Zierkürbis ist ein total gechillter Typ! Der macht sich keinen Stress, weil in ihm viel zu viele Kerne wachsen oder zu wenig Vitamine. Dem ist egal, ob jemand Hunger auf Kürbissuppe hat oder nicht. Er ist einfach so da!

Und das ist doch gerade das Schöne im Leben. Das „Einfach so!“ Einfach so im Garten sitzen und nichts tun. Einfach so seinem Schatz Blumen mitbringen. Einfach so in der Kirche sitzen und die besondere Stimmung auf sich wirken lassen - als Zierkürbis.  „Einfach so hab ich diese Welt erschaffen“, sagt Gott, „praktischen Nutzen habe ich davon nicht. Ich wollte einfach, dass es euch gibt – einfach so.“ Also sind wir da: junges Gemüse und reife Früchte. Ein bunter Haufen. Aber nicht einfach in der Erde gewachsen – mit ein bisschen Regen und ein bisschen Sonne – sondern gesegnet. Segen ist Allround-Dünger des großen Gärtners für uns. Gott sei Dank.