Foto: Christine Matzen

Kleine Auszeit: "Grenzüberschreitung"

28.07.2023

Kleine Auszeit von Pastor Hans-Christian Gerber, Husby

In Israel wird gerade heftigst gegen eine Grenzüberschreitung des Parlaments demonstriert. Wann ist eine Demokratie ausgehöhlt? Wann ist die Gewaltenteilung nicht mehr garantiert? Und nicht nur dort: Wann greift der Populismus in den demokratischen Staaten die Grundlagen der Demokratie an und beginnt an deren Abbau?

Hier ein kleines Nachdenken über die Grenzen: Es gibt die natürlichen Grenzen: Die Erde als begrenzter Planet. Die Kontinente begrenzt durch die Meere. Oder im Kleinen: Das eigene Haus begrenzt durch die Mauern. Die Wohnung ist abgeschirmt durch Wände und Wohnungstür. Wenn etwas "definiert" ist, dann ist es "begrenzt". Durch die Unterscheidung dessen, was begrenzt ist, von dem, was außerhalb der Grenzen ist, lernt das Kind zu denken.

Für die Religionen lässt sich Gott nicht definieren, also nicht durch unser Denken begrenzen. Aber die biblischen Schriften zeugen von einem sich selbst begrenzenden Gott: Es lässt den Menschen von den verbotenen Früchten im Paradiesesgarten essen. Er lässt Menschen durch die ihm gegebene Freiheit zugleich auch die Freiheit missbrauchen. Die Bibel nennt das Sünde. Sünde ist Missbrauch an den guten Grenzen. Aber der sich selbst begrenzende Gott lässt Sünde zu und sagt dennoch NEIN zu ihr. Der Mensch ist für die Einhaltung der Grenzen verantwortlich. Gott hebt die Freiheit des Menschen nicht auf. Aber: ein Fluch liegt auf der Sünde.

Zurück zur aktuellen Diskussion: Der verantwortliche Mensch erkennt den Missbrauch und kämpft dagegen an. In Israel gehen dafür Menschen auf die Straßen. In Deutschland ist die Debatte in Gang, in der es um zu respektierende Grenzen der Macht geht. Ich spüre: Achte auf die guten Grenzen! Achte auf die Sprache, denn sie offenbart missbräuchliche Grenzüberschreitung. Eine hohe Achtsamkeit ist gefragt.