Kleine Auszeit: "Heiligenschein? Hatte ich schon. Steht mir nicht."
26.09.2025
Kleine Auszeit von Pastor Jörg Jeske, Arbeitsstelle Konfirmandenarbeit
Charlie Kirk, der erschossene Trump-Anhänger, wird gerade von einigen amerikanischen Christen heiliggesprochen. In einer Sache, damit das gleich zu Beginn meiner Gedanken geklärt ist, bin ich ganz bei ihm: Meine Meinung ist die beste. Also, auch besser als Ihre zum Beispiel. Wäre doch blöde, hätte ich nur die Zweitbeste. Und, weil die beste, rede ich darüber. Mal den Mund halten, das wünsche ich oft – den anderen. „Den Überheblichen stellt sich Gott entgegen, aber den Demütigen schenkt er seine Gnade“ meint die Bibel auch dazu (1.Petr Kap. 5,5). Ertappt, mal wieder. Aber was soll ich tun? Die Lautstarken unter uns, die Hetzer, reden sowieso, nur nicht mit mir und mit maximal der viertbesten Meinung. Und ich soll schweigen? Demut wäre eher: Reden und reden lassen. Was anstrengend ist. Aber sonst verkümmern wir in unseren Blasen, in der AFD-Blase, der Gendernblase, bei den sog. Querdenkern, … Vielleicht gibt es sogar eine kirchliche Blase? Nicht nur die beste Meinung sollte gehört werden. Es könnte sein, auch wenn es ganz unwahrscheinlich ist, dass die andere Person, tja, Recht hat. Unwahrscheinlich, aber möglich. „Zuhören“ sagt man dazu. Müssen dann beide! Wir kennen auch die Leute, die zwar zuhören, aber nur sich selber. Das Leben ist zu kurz für solche Monologe. Aber ich glaube, die meisten wollen zuhören, ob in der Kneipe, über den Gartenzaun, beim Gassi gehen (und ich meine nicht mit dem Hund!). Die Meinung von dem fast Heiligen Charlie Kirk war wohl eher die viertbeste. Nicht meine. Aber Sie und ich, wir beide, wenn wir jetzt mit einander ins Gespräch kämen, ich mit der besten und Sie mit der zweitbesten Meinung, wie wäre das? Wer weiß, vielleicht wechsel ich dann zu ihrer. Und dann ist ihre Meinung meine und am Ende doch die beste!