Foto: ©Johannes Ahrens

Kleine Auszeit: "Im Sturm"

27.10.2023

Kleine Auszeit von Pastorin Henrike Koberg, Ev.-luth. Kirchengemeinde Haddeby

Im Sturm

Die Wellen brechen sich an der Kiefer im Garten gegenüber. Die Gischt spritzt meterhoch. Der Wind ist brüllend laut, aber die Wellen übertönen ihn noch. In der Sicherheit meines Hauses, mit brennendem Kamin und weit genug vom Wasser entfernt kann ich die Natur bewundern, aber als ich vor die Tür trete und der Wind an den Haaren reißt, wird mir deutlich, wie klein ich bin. Und hinterher? Der Weg durchs Dorf, vorbei an müden Menschen und meterhohen Sperrmüllbergen macht deutlich, wie wenig wir dem Wasser, dem Sturm, entgegenzusetzen haben. Manchmal ist das einzig Mögliche, abzuwettern. Auszuhalten. Und hinterher aufzuräumen. Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl, auch wenn Sie vor dem Hochwasser der letzten Woche verschont geblieben sind. Die Ohnmacht, das Gefühl ausgeliefert zu sein. Und hinterher vor dem Scherbenhaufen zu stehen. Nur noch aufräumen zu können, was zerstört wurde.

Ich hab es nicht in der Hand. Nicht alles. Ich kann noch so viel tun, noch so viel planen und vorbereiten und bin trotzdem nicht sicher. Nicht völlig. Gut, wenn ich damit nicht alleine stehe. Wenn die Nachbarin in Gummistiefeln und Arbeitshandschuhen vorbeikommt und ihre Hilfe anbietet. Wenn die Feuerwehr da ist, um den Keller auszupumpen. Wenn die Bäckereien belegte Brötchen an die Helfer verteilen. Oder, in anderen Situationen, wenn da jemand ist, der mit mir wach bleibt, wenn der Sturm wütet und der hinterher mit mir vor dem Scherbenhaufen steht. Der mir seine Hilfe anbietet, oder seinen Trost. Gut, wenn ich nicht alleine dastehe.

Wer ist das, der mir beisteht? Wer steht Ihnen bei? Ein Mensch hat die Frage mal so beantwortet: Ich hebe meine Augen auf zu den (Wellen-)Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Pastorin Henrike Koberg, Ev.-luth. Kirchengemeinde Haddeby, henrike.koberg@kirchengemeinde-haddeby.de