Foto: Svenja Erlach

Kleine Auszeit: "Innehalten im Sturm"

10.10.2025

Kleine Auszeit von Pastorin Svenja Erlach, Ev.-Freikirchliche Gemeinde Flensburg

Der Herbst zieht auf. Stürme fegen über das Land, und die Tage werden kürzer. In dieser Zeit erlebe ich als Pastorin, wie viele Menschen Abschied nehmen müssen. Der Tod kommt nah, hinterlässt Trauer, Fragen, Ohnmacht. Damit auch Angst und Schmerzen. Manchmal sogar Verzweiflung und die Angst, diesen Verlust nie überwinden zu können.

Es gibt ganz verschiedene Umgänge mit Trauer: manche drücken sie weg, andere schreien sie heraus, wieder andere werden still und isolieren sich.

Trauer lässt sich nicht wegreden, diskutieren oder wegdrücken. Sie kommt, ob wir bereit sind oder nicht. Und oft gibt es keine Auszeiten, um den Schmerz zu spüren. Bei Trauer verlangt die Gesellschaft oft, dass wir funktionieren. Keine Zeit, um den Verlust zu betrauern. Viel Ablehnung, weil der Schmerz zu groß ist und wir Angst haben, uns in ihm zu verlieren. Ausgeliefert sein ohne Pause. Was hilft?

Ich habe erlebt, dass echte Pausen helfen – nicht, um die Trauer zu übertünchen, sondern um sie auszuhalten. Raum geben, dass Trauer da sein darf. Ein Atemzug, ein Moment des Innehaltens, ein Blick auf das, was bleibt – all das kann Kraft geben. Ein Blick auf das Leben und darauf, was dieser Mensch uns bedeutete. Vielleicht sogar im Schmerz dankbar sein, diesen Menschen geliebt zu haben.

Jesus selbst zog sich zurück, wenn das Leben laut wurde. Er fand in der Stille Kraft, Menschen mit Mitgefühl zu begegnen. Seine Trauer vor Gott zu bringen und von Gott gesehen zu werden. Wir können von ihm lernen, Momente zu schaffen, die tragen – gefüllt mit einem warmen, barmherzigen Herzen.

Trösten heißt nicht: Alles wird gut. Trösten heißt: Hier ist jemand, der dich hält, auch wenn die Last schwer ist. Jemand, der nicht urteilt, sondern zuhört.

Solche Momente lassen uns den Schmerz aushalten und Schritt für Schritt weitergehen. Nicht schneller, nicht leichter, aber getragen – und nicht allein.