Kleine Auszeit: "Ins Schwimmen kommen…"
20.09.2024
Kleine Auszeit von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby
Ich liebe es zu schwimmen. Am besten morgens. Erst mal bis zum Knie rein, und dann zack!, keine halbe Stunde später: mich umspülen lassen, mich tragen lassen und fast schwerelos dahingleiten. Schwerelosigkeit ist sonst nicht das Erste, was mir zu mir einfällt. Aber dieser Moment, Gott und ich: großartig! –
Ich hasse es zu schwimmen. Wenn ich keinen festen Grund habe und ins Rutschen komme, wenn es mich wegreißen will und ich keinen Halt finde – schlimm. Aber das erleben gerade viele Menschen, wortwörtlich und im übertragenen Sinne: dass weggespült wird, woran sie sich bisher gehalten haben. Hochwasser, die Wahlen, was Menschen einander antun, was sich da in uns selbst manchmal regt – manchmal kommen wir ins Schwimmen.
Wie gut, wenn ein Mensch dann weiß, was ihm Halt gibt und ihn durchhalten lässt. Das findet Jesus auch, und viele kennen die Geschichte von den beiden Häusern: das eine auf Sand gebaut und das andere auf Felsen. Und „dann traten die Flüsse über die Ufer, die Stürme tobten und prallten an das Haus“ – was hält, wenn alles wegbricht? Ein solides Fundament hilft immer, baulich wie innerlich.
Aber das Haus auf dem Felsen, das allen Fluten standhält – dieses Bild passt nicht richtig zu dem, wie ich das Leben erlebe, und auch nicht richtig zu dem, was ich sonst von Gott und von Jesus lese. Vielleicht ist es mir zu starr oder zu erhaben, wie es so über den Fluten thront und nichts an sich heranlässt. Jedenfalls ist Gott, so wie Jesus von ihm erzählt, alles andere als erhaben. Der ist mittendrin. Vielleicht trifft es das eher: Wer sich an Jesus hält, findet vielleicht nicht immer Schutz vor den Fluten, die kommen, aber vielleicht in den Fluten, die kommen. Dann gibt es womöglich Halt, Hoffnung und Hilfe – und dann kommt es ja auch drauf an.