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Kleine Auszeit: "Isaak, der Anti Hero"

10.05.2024

Kleine Auszeit von Lena Modrow aus dem Social Media Team des Kirchenkreises

"Ich bin nicht mehr als durchschnittlich. Auch wenn ich für manche etwas Besonderes bin, kann ich mich nicht dagegen wehren, dass ich untergehe. Niemand schert sich einen Dreck um das, was bald kommen wird." 

Was denken Sie, wenn Sie das so lesen? Dass da jemand ziemlich verzweifelt ist; sich minderwertig fühlt, so ganz ohne Zuversicht ist? Zukunftsängste hat, die ihn plagen?
Das oben Zitierte - und das mag vielleicht überraschen - sind die ersten Zeilen von "Always on the run", dem Song, mit dem der Interpret Isaak an diesem Sonnabend beim Eurovision Song Contest für Deutschland antritt. Klingt das nach einem Gewinnerbeitrag?

"Wer zweifelt, ist eine Welle, die vom Wind im Meer hin und her getrieben wird", heißt es in Jakobus 1,6. Oder anders gesagt, ist man erst mal in der Verzweiflung gefangen, zieht es einen wie einen Strudel immer weiter hinein. Isaak - der Sänger, nicht der Isaak aus der Bibel - singt in der deutschen Übersetzung: "Ich bin immer auf der Flucht; nahe dran, aber nie fertig. Ich kann nicht ausbrechen, wenn ich frei bin, verloren in meiner eigenen Identität."

Wenn wir uns umschauen, ist die Popmusik gerade voll davon, voll von diesen "Anti Heros". Nicht umsonst hat selbst die derzeit alles überragende Taylor Swift einen Song mit genau diesem Titel geschrieben. Über Selbstzweifel und Selbstbetrug - und hat ausgerechnet damit riesigen Erfolg. 

Sicher, es ist die Musik, es ist ihre Erscheinung, die bei vielen einen Nerv trifft. Aber es ist auch: "Hey, da wirkt jemand auf den ersten Blick sehr groß, vollkommen, und trotzdem zweifelt er an sich selbst". Es ist diese Ehrlichkeit, die uns daran erinnert: Kein Mensch ist perfekt, auch wenn er noch so perfekt von außen erscheint. Und noch menschlicher wird er, wenn er offen darüber spricht - oder in diesem Fall singt.

Niemand weiß, ob es in diesem Jahr beim ESC im schwedischen Malmö wieder heißt "Germany, zero points" - oder es einen Grund zum Feiern gibt. Einen Hoffnungsschimmer gibt es allemal - und der findet sich passenderweise bei 1. Petrus 4,8: "Vor allem aber lasst nicht nach, einander zu lieben. Denn Liebe sieht über Fehler hinweg."