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Kleine Auszeit: "Nur ein Kuss?"

25.08.2023

Kleine Auszeit von Bettina Hansen, Vertretungspastorin zurzeit in der Albert-Schweitzer-Gemeinde Jübek/Idstedt

Die Nachrichten sind dieser Tage für mich kaum zu ertragen.

In Syrien hat der Machthaber Assad, der gegen sein eigenes Volk Krieg führt, jetzt durch offizielle Vereinbarungen die Verteilung der Hilfsgüter in der Hand. Die Hilfsgüter kommen nun nicht mehr bei den Menschen an…

Saudi-Arabische Grenzposten haben in den letzten Wochen laut Human Right Watch hunderte Flüchtlinge an der Grenze aus nächster Nähe erschossen, darunter auch Kinder…

Da kann der Kuss vom spanischen Fußballverbands - Chef Luis Rubiales doch kaum aufregen, oder? Er hatte bei der Medaillenverleihung im Stadion eine der Weltmeisterinnen vor aller Augen auf den Mund geküsst. Harmlos?

Seine „Entschuldigung“ machte es nur schlimmer. Luis Rubiales meint, die mediale Aufregung sei „idiotisch“. Es sei ihm einfach „passiert“ in einem „Moment maximaler Überschwänglichkeit“.

Ich frage mich, ob ihm das auch „passiert“ wäre, wenn die spanische Fußballspielerin ein Mann gewesen wäre?

Dieser kleine Moment des „sich Vergessens“ zeigt für mich eins ganz deutlich: Die Hälfte der Weltbevölkerung wird immer noch nicht als gleichwertig angesehen: Ich erinnere mich an einen deutschen Kommentar zu Afghanistan vor einigen Jahren – wir sollten doch nicht darauf bestehen, Rechte für Mädchen zu fordern, erst einmal reiche es für Jungs…

Im Allgemeinen ist es wohl noch nicht angekommen: Frauenrechte sind Menschenrechte. Jetzt könnten wir als Christ*innen argumentieren, die Nicht-Gleichbehandlung sei biblisch.

Schließlich steht da, die Frau sei aus der Rippe des Mannes genommen, sie solle dem Manne Untertan sein, in der Gemeinde schweigen…

Ja, all das wurde von Männern geschrieben und ist Zeichen der damaligen Unterdrückung der Frauen.

Wer die Bibel jedoch genauer liest, kann auch erfahren, dass schon damals Frauen ein eigenes Leben führten. Sie waren Richterin, Kriegerin, Königin, Handwerkerin, Hirtin, Priesterin… und wurden von Jesus beschützt und unterstützt als eine der Gruppen, die am Rande der Gesellschaft standen.

Ich habe mich gefragt, was Jesus wohl sagen würde, lebte er in diesen Zeiten. Ich sage: Ohne Frauenrechte ist Frieden nicht möglich.