Kleine Auszeit: "Ordnung ist das halbe Leben"
10.01.2025
Kleine Auszeit von Diakoniepastorin Birgit Lunde, Kirchenkreis Schleswig-Flensburg
Gerade jetzt zu Jahresbeginn schlagen mir die sozialen Medien vor, meinen Haushalt und mein Leben zu sortieren, zu ordnen und dann mit möglichst wenig Dingen glücklich zu leben. Ja, es mag sein, dass sich in manchen Schränken zu viele Gegenstände angehäuft haben.
Aber eine der größten Alltagsfreuden ist doch, wenn man in die Tasche einer lange nicht getragenen Jacke greift und einen 5-Euro-Schein findet. Geld finde ich nicht so oft, aber häufig stoße ich in meinen Handtaschen auf alte Eintrittskarten zu Konzerten oder Museen, Zetteln mit Notizen oder Fahrkarten. Das ist dann so ein kleiner Moment der Erinnerung an schöne Tage im Urlaub, tolle Musik oder Menschen, mit denen ich diese Zeit geteilt habe. Neulich entdeckte ich den Liederzettel der Hochzeit von Freunden aus dem letzten Jahr in einer Handtasche. Mitten im kalten Januar-Schmuddelwetter fand ich mich plötzlich in der warmen Sommersonne mit Freunden wieder, Wärme und Licht strömten mir aus diesem Stück Papier entgegen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht und mein Herz wurde weit.
Wenn ich damals gleich alles aufgeräumt hätte, wäre mir diese Freude entgangen. Und so lasse ich bewusst Fotos und Zettel an Orten, wo ich sie wiederfinde. Ich lege mir selbst Spuren der Erinnerung und verbinde mich auf diese Art mit Menschen und Momenten, die mein Leben reich machen.
Ordnung ist wichtig, aber sie ist kein Selbstzweck. Das Leben lässt sich nicht völlig planen und aufräumen. Böse Überraschungen kommen ja von ganz alleine, darum schaffe ich mir selber Platz für diese kleinen Alltagsüberraschungen. Ein Foto meiner Kinder lasse ich in einer Schublade liegen, damit ich es irgendwann finde und mich darüber freue. Ordnung ist das halbe Leben, aber es gibt auch noch die andere Hälfte!