Foto: Johannes Ahrens

Kleine Auszeit: "Schweigen ist Silber…"

26.01.2024

Kleine Auszeit von Pastor Dr. Marcus Friedrich, St. Nikolai Flensburg

„Welche Glaubenssätze sind euch denn schon einmal begegnet? In eurer Familie, unter Freunden? Gibt es solche Faustregeln?“ Ende Januar ist es schon wieder. Es wird langsam Zeit, die Konfirmationssprüche auszusuchen, Worte der Bibel, die durchs Leben tragen können. Wir sitzen mit den Konfirmanden zusammen, und sammeln ein. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“, sagt eine, „hat mein Opa immer gesagt“. „Stimmt das eigentlich?“ fragen wir in die Runde. „Könnt es nicht genauso umgekehrt heißen: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold?“ Wir diskutieren. Das geht mir noch lange nach: Mein Tag, mein Leben, meine Arbeit besteht in großen Teilen aus Reden. Und je länger ich im Beziehungsnetz von Gemeinde und Stadt lebe, desto mehr kann ich etwas durch reden bewirken. Menschen, die weit weg waren oder sind von meiner „Kirchenblase“, erleben mich als einen Menschen, „mit dem man reden kann“. Und wiederum andere fragen mich dann: Können Sie helfen? Meine Antwort oft: da müssen wir mit dem und dem reden.

Besorgt schaue ich auf die Gesellschaft als Ganze. „Mit denen reden wir nicht“, ist kommt da leider auch nicht selten vor. Insbesondere die geschlossenen Foren und Mediagruppen sind oft Gift für die Gesellschaft. Mit anderen wird nicht geredet. Die Dokumentation in der ARD über vier Aussteiger aus der AfD, die ich letzte Woche in der Mediathek fand, belegt eindrucksvoll, wie fatal geschlossene Sprachwelten sind – und wie schwierig die Balance ist, einerseits in Kontakt zu sein und zu bleiben auch über Gesinnungsgrenzen hinweg, andererseits aber auch Grenzen zu setzen.

Ein phantastischer Konfi-Spruch zu diesem Thema wäre doch Jesaja 55,11: „So soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen.“ Vertrauen in die Kraft der Worte, dass sie nicht ins Leere laufen und die Antwort zum Dialog beiträgt. Das brauchen wir heute mehr denn je.