Pröpstin Lenz beim Segnen

Kleine Auszeit: "Segen gegen Sorgen"

29.12.2023

Kleine Auszeit von Pröpstin Rebecca Lenz

Zwei Tage nach Weihnachten steht er vor meiner Tür. Es ist Abend, nasskalt, ungemütlich. „Ich bin gerade an der Marienkirche vorbeigegangen und da habe ich gewusst: Ich muss hierherkommen“, sagt er. Ich bitte ihn rein, wir setzen uns und ich frage: „Was kann ich für Sie tun?“ „Da sind diese Stimmen. Sie warnen mich. Das neue Jahr, da wird es düster für mich aussehen“. Der Ausblick auf 2024 mit Angst und Sorge – damit steht mein abendlicher Gast nicht allein. Laut Umfragen blicken viele Menschen mit Sorgen auf 2024. Es ist vor allem die Befürchtung, die finanzielle Lage werde sich verschlechtern. Gestiegene Preise belasten das eigene Portmonee. Gerade für Haushalte mit geringem Einkommen wird es schwer, über die Runden zu kommen. 

„Was würde Ihnen helfen?“ frage ich mein Gegenüber. „Ich könnte den psychiatrischen Notdienst anrufen, damit Sie Unterstützung bekommen“. „Nein“, sagt der Mann, „ich bin schon in Therapie. Was ich brauche, ist ein positive Gefühl gegen die drohenden Stimmen“. „Dann biete ich Ihnen an, dass wir in die Kirche gehen und ich Sie segne.“ Die Augen des Mannes strahlen. „Ja, bitte!“.

Wir gehen in die Kirche, ich zünde eine Kerze an, spreche ein Gebet, lege dem Mann die Hände auf und spreche die vertrauten Worte: „Der Segen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes komme über Dich und bleibe bei dir, heute und alle Tage.“ Tränen rollen über seine Wangen, er atmet tief ein und aus. „Danke“, sagt er. „Danke.“ Und geht – ich glaube getröstet und gestärkt.

Segen gegen Sorgen – das hilft im Blick auf 2024. Politische Entscheidungen, wirtschaftliche Weichenstellungen, gesellschaftlicher Diskurs, all das ist nötig. Aber nur mit dem Grundton der Hoffnung, wird es 2024 einen Ausweg aus der Krise geben. Gottes Segen ist ein Hoffnungszeichen.

Ein gesegnetes Jahr 2024 wünscht Ihnen Pröpstin Rebecca Lenz