Foto: Iris Rönndahl

Kleine Auszeit: "… und plötzlich macht der Weg eine Biegung"

18.08.2023

Kleine Auszeit von Pastorin Iris Rönndahl, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Grossenwiehe

Sie ist wieder zu Hause. 3 Monate sind vergangen seit dem Schlaganfall. Zeit des Lernens: das Hirn zu nutzen, die Hand wieder mit Leben zu füllen, dem Fuß Standfestigkeit und dem Gaumen Verschluss beizubringen und der Zunge und den Lippen die richtigen Bewegungen. Sie hatte Angst in diesen Wochen vor einem erneuten Schlaganfall, vor dem Verlust der Arbeit, vor dem Verlust der Eigen- und Selbständigkeit. Sie hatte Angst vor dem Nichts und der Nichtigkeit und davor, dass alles so bleiben würde wie zuvor.

Was willst du, dass ich dir tue? Jesus kommt gleich zum Punkt. Kein langer Smalltalk, kein langes Reden um den heißen Brei. Er begrüßt nicht mal den blinden Bartimäus. Er macht mit seiner Frage deutlich: ich bin bereit dir zu helfen und was ist es denn, was du brauchst. Zugleich wundert man sich: Was wird der Mann schon wollen. Liegt das nicht auf der Hand, was sein größter Wunsch ist. Er ist blind. Er will sehen.

So einfach ist das nicht mit den Wünschen. Das erkennt auch die Frau. Klarzukriegen, was ich mir eigentlich wünsche, was ich wirklich brauche, um mein Leben zum Guten zu verändern, das ist mitunter ein echtes Unterfangen. Es dann noch in Worte zu fassen... und diese dann zu äußern. Der Familie und Freunden gegenüber ist es schon schwer, im Job meine Wünsche zu benennen noch schwerer.

In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, heißt es zu Beginn des Grimmschen Märchens der Froschkönig. Wünschen hilft sehr wohl, indem es mich nämlich befähigt, meinen Horizont zu erweitern. Wenn ich mir oder der Gesellschaft etwas wünsche, schaue ich über den Tellerrand hinaus, sehe, was es noch gibt, geben könnte. Wünschen kann das Immer-weiter-so des Alltags unterbrechen. Und dann gilt der Satz: „ich hatte Träume, Fantasien und Pläne und plötzlich macht der Weg eine Biegung.“