Kleine Auszeit: "Von der Sense zum Sensor"
03.10.2025
Kleine Auszeit von Pastorin Lisa Fischer aus der Kirchengemeinde Eggebek-Jörl
Wo vor knapp hundert Jahren der Bauer noch mit seiner Sense und seinem Rechen auf dem Feld stand, fährt heute ein hochmoderner Traktor über dieselben Hektar – mit Spurhaltefunktion, GPS und mit einem Bordcomputer, der mehr Rechenleistung hat, als der Hof PC. Drohnen kontrollieren den Schädlingsbefall, gigantische Beregnungsanlagen gleichen Trockenperioden aus, und selbst die Kuh trägt mittlerweile eine Art Fitnessuhr, damit sie Spitzenwerte in der Milchproduktion erzielt.
Die Landwirtschaft ist also längst im digitalen Zeitalter angekommen. Doch auch mit Hightech und Düngemittelplan: Wachsen muss es immer noch von allein. Und sogar in der Präzisionslandwirtschaft schaut der Bauer besorgt in den Himmel, wenn dunkle Wolken aufziehen.
Die Technik kann zwar vieles erleichtern, aber sie ersetzt weder die Erfahrung des Menschen noch das richtige Gespür für den passenden Zeitpunkt. Das Wissen um eine gute Aussaat, nachhaltige Pflege und eine reiche Ernte bleibt ein Handwerk, das gelernt und weitergegeben werden will.
So leisten Menschenhände und Maschinen ihren Beitrag – doch, und auch das weiß der erfahrene Bauer, das eigentliche Gedeihen bleibt unverfügbar. Schon Paulus schrieb: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat gegossen; aber Gott hat es wachsen lassen“ (1 Kor 3,6). Oder zeitgenössischer: Wir können an den Halmen ziehen aber das Wachstum lässt sich nicht beschleunigen.
Darum hat das Erntedankfest auch im Zeitalter der Digitalisierung seinen festen Platz. Denn es ist die Zeit innezuhalten und „Danke“ zusagen: An unsere Bauern um ihre Erfahrung und Mühe und auch an unseren Gott, der mit seinem Segen unser Leben und eine reiche Ernte ermöglicht.