Kleine Auszeit: "Was die Singdrossel mit Ostern zu tun hat"

08.03.2024

Kleine Auszeit von Pastor Daniel Karstens, Ev.- Luth. Kirchengemeinde Satrup.

Es ist noch früh, gegen 05:40 Uhr. Es ist noch dunkel. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Es ist still. Doch dann beginnt eine Singdrossel zu zwitschern und ihr Lied zu singen. In diese Dunkelheit hinein, obwohl die Sonne noch nicht am Himmel steht. Woher weiß dieser Vogel, dass der Tag beginnt?

Tagore, ein bengalischer Dichter und Philosoph, hat einmal gesagt: „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.“

Ich erinnere mich an die Schlagzeilen der letzten Tage. Die hohe Pro-Kopf-Verschuldung im Norden, massive Repressionen gegen Demonstranten in Russland, Dutzende Tote bei Hilfskonvoilieferungen in Gaza, Terror der Huthi-Rebellen, der Hang zu extremen Meinungen, Hass gegen andere. Das macht mir Angst. Wir leben in düsteren Zeiten und die Nacht ist für mich spürbar. Die Sorgen rauben mir den Schlaf. Manchmal möchte ich das Ende gar nicht wissen. Wie könnte es noch gut ausgehen?

Wir sind in der Passionszeit. Jetzt ist für diese Gefühle in mir Platz. Gott selber hat Tod und Leiden erlebt. Er wird allein gelassen und stirbt einsam.

Dabei denke ich an die Singdrossel, die in der Dunkelheit ihr Lied anstimmt. Irgendetwas in ihr lässt sie singen. Sie ahnt es schon: die Nacht hat ein Ende. In dem Moment, in dem die Sonne aufgeht. Die Sonne, die wieder Licht bringt. Jesus ist am Kreuz gestorben, aber nach der Hoffnungslosigkeit und dem Dunkel kommt Ostern. Jesus ist auferstanden! Als Christ bin ich ein Mensch der Hoffnung, weil ich im Licht von Ostern lebe. Ich hoffe, weil Jesus lebt. Und diese Hoffnung ist eine Flamme, die zwar immer mal wieder flackert, aber nie erlischt.

Ich will in der nächsten Woche in dieser Hoffnung leben und singen, auch wenn es um mich herum manchmal dunkel ist. So wie die Singdrossel, denn der Tag kommt!

Pastor Daniel Karstens, Ev.- Luth. Kirchengemeinde Satrup
pastor.satrup@kirche-slfl.de