Kleine Auszeit: "Wird schon werden!"
01.08.2025
Kleine Auszeit von Diakoniepastorin Birgit Lunde, Kirchenkreis Schleswig-Flensburg
Als ich in der letzten Woche mit dem Fahrrad aus dem Büro nach Hause fuhr, sah ich an der Flensburger Hafenkanten-Baustelle Vögel, die ihre Flügel aufgestellt hatten und ihre Federn von Sonne und Wind trocknen ließen. Einfach mal machen lassen! Sich hinsetzen und abwarten, nichts selber tun müssen als sich der Natur zu überlassen. Schön wär‘s, dachte ich, wenn ich alles, was mir noch so in den Federn hängt, einfach rauspusten lassen könnte. Kreisende Gedanken, schlechte Stimmung, Sorgen, Ärger- einfach abwarten und die Zeit machen lassen. Ruhig bleiben und warten fällt mir schwer. Ich nehme lieber selbst ein Handtuch und rubbel mich schnell trocken.
Als ich die Vögel da so sitzen sah, fiel mir das Lied „Sei stille dem Herrn“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy ein. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Er hat es für das Oratorium „Elias“ geschrieben. Im November wird es in Flensburg zu hören sein. Es ist die Vertonung eines Satzes aus Psalm 37. Also wusste schon die Bibel, dass Warten uns fordert. Wer wartet schon gerne auf die Bahn, beim Arzt, in der Schlange vor der Kasse? Und erst recht nicht auf Untersuchungsergebnisse oder dass sich Lebensumstände ändern. Den Ratschlag, einfach abzuwarten, mag dann wohl niemand hören. Manchmal entstehen die Sorgen aber nur in unserem Kopf und mit etwas Abstand betrachtet wäre Gelassenheit eigentlich die bessere Lösung.
Das Lied summte in meinem Kopf, eine innige Melodie durchdrungen von Vertrauen und Zuversicht. Wenn wir selbst gefangen sind im Kopfkino, braucht es manchmal einen Anstoß von außen, damit wir die Zukunft nicht nur Schwarz sehen. Ein Vogel in der Sonne, ein Lied, ein Mensch, ein Wort – alles kann unser Vertrauen wieder stärken. Wird schon werden!