Kleine Auszeit: "Zugedeckt"

19.01.2024

Kleine Auszeit von Hans-Christian Gerber, Pastor der Kirchengemeinde Husby

Eine weiße Schneedecke bedeckt in dieser Woche die Landschaft. Solange nicht geräumt ist oder es nicht taut erscheint alles einheitlich weiß. Ob die Straßen, die sonst große Schlaglöcher aufweisen, oder die vom Regen noch überschwemmten Felder. ob die Baustellen, die sonst häufig so unaufgeräumt wirken, oder auch in den Kriegsgebieten die vielen Schäden, die durch die zerstörende Munition der gegnerischen Partei, alles verschwindet ein wenig unter der weißen Schneedecke.

Das zugedeckte Leben hat zwei starke Aspekte: Zum einen liegen für eine Zeit die Probleme und Aufgaben nicht ganz so deutlich vor Augen, zum anderen werden manche Aufgaben verdrängt. Wenn ich das Bild der zugedeckten Landschaft als Sinnbild meditiere, dann sind auch beide Aspekte in mir: Gerne verdränge ich zu große Aufgaben und Probleme, zum anderen gewinne ich durch einen gewissen Abstand manchmal eine hilfreiche Distanz, um wieder ins Entscheiden zu kommen.

Eine hilfreiche Sicht auf die Dinge erlebe ich immer neu über biblische Sprüche und Geschichten. Wenn es bei Paulus heißt: "Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zurest und ebenso die Griechen" (Römer 1, 16), dann entdecke ich darin Befreiendes: Sowohl Juden als auch Griechen, sowohl die einen, als auch die anderen werden gesehen und geachtet. Es sind immer wieder erschreckende Töne zu lesen oder zu hören, wo es neu um Abgrenzung und Ausgrenzung geht. Und es steckt doch eine gewisse Arroganz dahinter, die darüber entscheiden will, wer dazugehört und wer nicht. Lassen wir im Grundsatz alle Menschen als Empfänger*innen der Kraft Gottes zu! Und entscheiden dann menschlich und sachlich, was wir leisten können. Das Evangelium (der Gospel, die gute Nachricht) deckt auf, dass Gott zu allen Menschen steht und ihnen gerecht werden will. Dieses Zugedeckte will neu aufgedeckt werden! Gerade jetzt!