Foto: May-Britt Johannsen

Kleine Auszeit: "Zwischen Himmel und Hölle"

17.03.2023

Wort zum Sonntag von der Vikarin May-Britt Johannsen, Ev.-Luth. Friedenskirche Weiche

Die Welt in Gut und Böse unterteilen. Engel links, Teufel rechts. Alles entweder schwarz oder weiß. Die einen in den Himmel, die anderen in die Hölle. Ja, das macht vieles einfacher. Besonders, wenn man sich selbst stets auf der Seite des Guten, Wahren und Richtigen wähnt. Aber so einfach ist es nicht. 

Bei der Frage, welche Rolle „die Religion“ bei der Amoktat in Hamburg hatte, ist Vorsicht geboten, denn auch hier gilt: So einfach ist es nicht. Es gibt nicht „die Religion“ und auch nicht „das Christentum“. Beides ist in seinen Ausdrucksformen und Deutungsangeboten so vielfältig wie die Menschen selbst. Die Bibel ist und war immer ein vielstimmiges Zeugnis der Offenbarung Gottes in unsere Welt hinein. Psychisch erkrankte Menschen aber, können sich in allen sozialen Zusammenhängen finden. 

Es scheint naheliegend, der Welt, so wie sie jetzt ist, den Rücken zukehren zu wollen. Aber auch hier nochmal: So einfach ist es nicht. Um Gott nahe zu sein, braucht es keine neue Erde in weiter Ferne am Ende der Zeit. Kümmern wir uns erstmal um die, die wir haben und versuchen hier unser Bestes. 

Die Pharisäer fragten Jesus: Wann kommt das Reich Gottes? Jesus antwortete: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Anzeichen erkennen kann. Man wird auch nicht sagen: „Schau her, hier ist es!“, oder: „Dort ist es!“ Nein, das Reich Gottes ist schon da – mitten unter euch.“ (Lk 17, 20-21)

Gott bewegt sich niemals nur in zwei Räumen. Sondern immer auch genau dazwischen. Und zwar hier auf Erden, mitten unter uns. 

Mögen alle Opfer in Frieden bei Gott aufgehoben sein, und sich alle Verletzten und Hinterbliebenen in ihrem Leid und ihrer Klage von Gott getragen wissen.