Foto: Johannes Ahrens

Kleine Auszeit: "Gott als Ursache des Lebens?"

22.09.2023

Kleine Auszeit von Pastor Dr. Michael Dübbers, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig

Wie kannst Du da noch an Gott glauben? fragte mich neulich ein Freund. Es gibt so viel Leid auf der Welt, alleine in diesen Wochen! Nach dem Erdbeben in Syrien und der Türkei im Februar kam die Hitzewelle am Mittelmeer, dann die Überflutung in Griechenland, und jetzt auch noch Marokko und Libyen. Wie verträgt sich das mit dem Glauben an Gott als Schöpfer der Welt?

Natürlich könnte man die Menschen für einen Teil des Leidens verantwortlich machen. Durch laxe Baukontrollen sind Gebäude wie Kartenhäuser in sich zusammengefallen. Die mangelnde Wartung der Staudämme scheint in Libyen eine Ursache dafür gewesen zu sein, dass die Dämme dem Wasserdruck nicht mehr standhielten. Aber selbst wenn wir Menschen für das gewaltige Ausmaß der Katastrophen mitverantwortlich sind, bleibt die bloße Möglichkeit von Naturkatastrophen auch unabhängig von uns ein Teil dieser Welt.

Und trotzdem! Trotzdem glaube ich, dass Gott das Leben geschaffen hat. Natürlich nicht in sieben Tagen. Aber vielleicht durch den Urknall, die Ausdehnung des Universums, die Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten. Es gibt sogar wissenschaftliche Hinweise, dass die Gefahren unserer Erde eine Voraussetzung für die Entstehung von Leben sind. Ohne die furchteinflößenden Naturgewalten, die Wassermassen, Vulkanausbrüche und Erdbeben wäre Leben auf unserer Erde nicht möglich gewesen. Diese Erkenntnis hilft mir, unsere Welt als gute Schöpfung Gottes zu glauben. Trotz ihres Katastrophenpotentials.

Ob ich  mit diesen Gedanken meinen Freund überzeugt habe? Ich weiß es nicht. Aber bei der Suche nach einer Antwort ist mir selbst mein Glaube deutlicher geworden: Ich glaube Gott als Ursache allen Lebens. Und er hat uns die Intelligenz gegeben, die Kräfte seiner Schöpfung zu erkennen, zu nutzen und in Demut mit ihnen zu leben.