Kirchenkreissynode: Diakonisches Werk & Regionalzentrum künftig unter einem Dach

01.12.2025

Bei ihrer Tagung am Sonnabend, 29.11.2025 im Gemeindehaus von Flensburg-Engelsby hat sich das Parlament der Ev. Kirche im Kreis Schleswig-Flensburg mit Nachwahlen, mit Ihrer Israel- und Palästina-Partnerschaft, mit der Zukunft der Kirche und mit einem Grundsatzbeschluss beschäftigt.

Grundsatzbeschluss für Diakonisches Werk und Regionalzentrum

Nach längerer Diskussion hat das Kirchenparlament am Nachmittag der Tagung den Grundsatzbeschluss verabschiedet, dass das Regionalzentrum und das Diakonische Werk zusammengeführt werden sollen. Ab 1.1.2026 werden Diakoniepastorin Birgit Lunde und der kaufmännische Geschäftsführer Andreas Link die Leitung des Regionalzentrums übernehmen. Der dann folgende Prozess der Zusammenführung ist auf drei Jahre angelegt. Er wird sowohl von einer Arbeitsgruppe des Kirchenkreisrates als auch vom Organisationsberater Michael Hacker begleitet. Die Mitarbeiter:innen beider Werke werden eingebunden.

Überlegungen wegen veränderter Rahmenbedingungen

Zu Beginn dieses Tagesordnungspunktes berichtete Pröpstin Rebecca Lenz, wie es zu diesem Vorschlag gekommen war: Die pastorale Leitungsstelle des Regionalzentrums konnte trotz dreimaliger Ausschreibung nicht besetzt werden. Parallel war das Konzept, sieben Stellen im Bereich der Jugendarbeit neu zu schaffen, wegen sinkender Kirchensteuereinnahmen verworfen worden.

Synergien und gesicherte Arbeitsplätze

Pröpstin Rebecca Lenz sagte: „Ich habe so manche schlaflose Nacht mit der Frage verbracht, was aus dem Regionalzentrum werden soll. Der Kirchenkreisrat hatte allen Mitarbeiter:innen zugesichert, ihre Arbeitsplätze zu sichern und dazu steht er auch. Dafür mussten wir einen zukunftssicheren Weg finden trotz der geänderten Rahmenbedingungen. Wir verlangen gerade von den Kirchengemeinden zusammenzurücken und auch auf Kreisebene gilt es, Synergien zu nutzen.“

Leitung sorgt für gute Arbeitsbedingungen

Einige Rahmenparameter für eine gelingende Zusammenführung nannte Diakoniepastorin Birgit Lunde anschließend in ihrer Rede. Dabei unterstrich sie die Haltung der Pröpstin, als sie sagte: „Die bestehende Arbeitsverträge und Aufgabenbereiche bleiben unberührt. Es sind ja sowieso alle beim Kirchenkreis angestellt. Wir als Leitung sind dafür da, Bedingungen schaffen, damit die Mitarbeiter:innen selbst gut arbeiten können. Wir mischen uns nicht ins Tagesgeschäft ein, es sei denn, wir werden gefragt. Wichtig sind doch ein guter Overhead und eine gute finanzielle Ausstattung. Bei vielem können wir Synergien schaffen, zum Beispiel bei der Arbeitssicherheit oder der ein oder anderen digitalen Herausforderung.“

Kirchenkreisrat empfiehlt Beschlussvorschlag

Der Vorsitzende des Kirchenkreisrates, Propst Helgo Jacobs, dankte Pröpstin Rebecca Lenz und Diakoniepastorin für die Einbringung und empfahl, dem Beschlussvorschlag des Kirchenkreisrates zu folgen. Er sagte: „Ein Prozess dauert und die Beteiligung muss und wird folgen. Aber: Wir brauchen jetzt den Mut, neue Ideen zu entwickeln.“

Diskussion zeigt Für und Wider der Zusammenführung

In der Diskussion des Vorschlags zeigte sich schnell, dass es einerseits Befürworter:innen gab, andere hatten Bedenken. Insbesondere die jüngeren Synodalen waren in Sorge, dass die gute und erfolgreiche Jugendarbeit benachteiligt werden könne. Einige Synodale fragten, warum nicht statt einer Pastor:in künftig eine Mitarbeiter:in das Regionalzentrum leiten könne. Andere mahnten sehr deutlich das in ihren Augen zu hohe Tempo des Prozesses, die Reihenfolge von Grundsatzbeschluss und Prozess sowie die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter:innen in den letzten Wochen an.

Martin Pankratz sagte: „Ja, die Kommunikation ist nicht gut gelaufen. Das müssen wir aufholen. Aber das darf den inhaltlichen Weg nicht belasten. Drei Jahre für den Übergangsprozess ist nicht schnell. Es soll ein gemeinsamer Weg beschritten werden. Wir haben heute nur eine Packliste für einen Weg, mehr ist nicht zu beschließen.“

Dank an Mitarbeiter:innen und ehemalige Leitung

Pastor Philipp Kurowski begrüßte diesen Weg. Er dankte den Mitarbeiter:innen explizit für ihre gute Arbeit und dem früheren Leiter, Pastor Ingo Gutzmann für den Aufbau des Regionalzentrums seit 2009. Er sagte: „Das war alles gut, aber heute ist eine andere Zeit. Es gilt Mehrfachstrukturen pragmatisch und sinnvoll auflösen und zusammenzuführen.“

Kritik am Verfahren

Pastor Ole Kosian hingegen kritisierte das synodale Verfahren. Er sagte: „Mich stört das Vorgehen unglaublich. In der Tagesordnung steht, dass wir über eine Zusammenführung beraten. Jetzt sollen wir plötzlich hier und heute einen Grundsatzbeschluss fassen. Das fühlt sich nicht gut an, das ist nicht sauber.“

Synode beschließt Abstimmung und Grundsatzbeschluss

Auf diese Verfahrenskritik antwortete das Synodenpräsidium, indem es darüber abstimmen ließ, ob während der Tagung nur beraten oder auch beschlossen werden solle. Das Ergebnis: Die Parlamentarier waren für eine Abstimmung. Außerdem gab es einen Antrag auf Ende der Debatte, obwohl noch mehrere Redner:innen auf der Liste waren. Der Tagesordnungspunkt wurde schließlich abgeschlossen, indem eine deutliche Mehrheit für den Grundsatzbeschluss stimmte. Pröpstin Rebecca Lenz dankte und sagte: „Damit ist eine Tür geöffnet, um nun den Prozess anzustoßen.

Zukunftsvision: Kirche 2040 und der Weg dorthin

In einem weiteren Tagesordnungspunkt beschäftigten sich die Synodalen mit der Strategie und Vision für den Kirchenkreis bis 2040. Eine Arbeitsgruppe hatte hierfür Schritte erarbeitet. Man wolle an einer lebendigen und lebensnahen Kirche bauen, die sich als eine starke, von christlichen Werten und gemeinschaftlichem Geist getragene Organisation zeige. Von den Gottesdiensten bis zu den sozialen Projekten seien die Angebote lebendig, emotional und lebensnah. Dabei begegne die Kirche den Menschen an Orten, die Bildung, Kultur, Seelsorge und Diakonie vereinten. Gleichzeitig bliebe sie offen für neue Formen digitaler, emotionaler und sozialer Nähe.

Zunächst gelte es, so Ulrich Siebert und Synodenpräses Sven Landschoof von der Strategiegruppe, sich zu orientieren und zu vergewissern, bevor im nächsten Schritt Prototypen und Piloten entwickelt werden. Anschließend seien Strukturen zu entwickeln, auszuwerten und zu korrigieren. Im Anschluss diskutierten die Synodalen den Weg und die Vorschläge in Kleingruppen. Sie benannten Stärken der Planung und ergänzten offene Punkte und Fragen.  

Neue Mitglieder für Kirchenkreisrat und Nordkirchensynode

Der Vormittag der Tagung war geprägt von Berichten sowie von Nachwahlen. So sind als stellvertretende Mitglieder in den Kirchenkreisrat Axel Wiese (St. Gertrud Flensburg) und Bettina Hasselmann-Avenarius (St. Marien Flensburg) gewählt. Als Synodale der Landeskirche, die unter 27 Jahren sind, vertritt künftig Hanna Hansen (22, Lehramtsstudentin und Konfi-Camp-Teamerin) sowie Lisa Maxsen aus der Kirchengemeinde Angeln-Süd (Medizinstudentin in Lübeck) den Kirchenkreis Schleswig-Flensburg.