Foto: Christine Matzen

Wort zur Woche: "Das Leben siegt"

18.11.2022

Wort zur Woche von Pastorin Kerstin Popp, Kirchengemeinde Schuby

Seit 32 Jahren verheiratet. Sonnabend beim Frühstück: `Wir müssen heute endlich den Keller aufräumen.``Hm.` Du wolltest die Lichterketten prüfen, nicht dass sie nächste Woche zum Advent wieder nicht gehen.`` Ja, mach ich nachher. Ich muss erst nochmal kurz in den Baumarkt.``Okay, dann bring mir bitte einen Weihnachtsstern mit - in rot!`…`Wo bleibt er nur? Die paar Sachen können doch nicht so lange dauern. Muss ich wieder allein in den Keller.`

Die Klingel. Polizisten vor der Tür. `Es tut uns sehr leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Ihr Mann ist leider verstorben. Vor dem Baumarkt…` `Das kann nicht sein! Heute ist der Keller dran, nächste Woche die Lichterketten, wie immer! Das geht jetzt nicht, das passt doch nicht! Und überhaupt, es ist doch viel zu früh!`

Der Tod hält sich an keine Regeln. Er zerstört das gewohnte Leben, er trennt liebende Paare. Auf immer. Wir reagieren auf solche Ereignisse mit einem Schock. Stehen neben uns, funktionieren ohne Gefühl, Trauer will nicht sich nicht einstellen. Aber mit der Zeit löst sich die Erstarrung, das Herz öffnet sich für den Verlust, für den Schmerz.

Jemand anders hängt die Lichterkette auf, aber es ist nicht mehr dasselbe. Die Wunde heilt zwar, es geht mit dem Weiterleben. Gut sogar mit der Zeit. Freude stellt sich auch wieder ein. Aber nicht mehr das alte Gefühl, selbst beschützt zu sein vor dem Tod. Aber wie mit ihm leben? Es ist nicht nur die Devise ´nutze den Tag, kaufe die Zeit aus` wie so oft empfohlen. Wenn alles gut geht, wächst mit dem Schmerz der Trauer auch eine neue innere Stärke, den Tod überleben zu können. Er hat nicht das letzte Wort. Das Leben wird ein anderes, dem Tod folgt ein neues Weiterleben. Für die Hinterbliebenen wie auch für ihre Liebsten, die zu Gott zurückgekehrt sind. Das Leben siegt.