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Wort zur Woche: "Der an mich glaubt"

05.11.2021

Wort zur Woche von Pröpstin Carmen Rahlf

Manchmal brauche ich im Leben jemanden der oder die an mich glaubt. Nicht bewundernd und fasziniert wie an ein Idol, bei dem alles perfekt zu sein scheint.

Nein, manchmal brauche ich jemanden, der an mich glaubt, obwohl ich alles andere als perfekt bin, sondern unfertig, unvollkommen, unsicher, nicht im Klaren über die weiteren Wege. Dann braucht es jemanden, der sieht, was in mir steckt, und ahnt, was sich entwickeln kann, und mir mehr zutraut als ich mir selbst.

Ich hatte Glück und bin immer wieder an Menschen geraten, die in solcher Weise an mich geglaubt haben und die mich auf meinen Lebenswegen ermutigt haben, Herausforderungen anzunehmen, mich schwierigen Aufgaben zu stellen, in Krisen durchzuhalten.

Die Theologin und Schriftstellerin Christina Brudereck schrieb sich täglich durch das Jahr des Lockdowns. Ein Text lautet: „Heute gebe ich Gott den Namen > Der an mich glaubt<.“  Ich blieb hängen an diesem Satz, der zunächst einmal so verdreht anmutet. Es muss doch umgekehrt sein: Gott, an den ich glaube. Aber nein. Sie hat ja recht. Wo steht denn geschrieben, dass der Glaube eine Einbahnstraße ist? In der Bibel nicht. Dort gibt es so viele Geschichten, die davon erzählen,  wie Gott an Frauen und Männer glaubt,  in ihnen etwas sieht, was sie selbst nicht ahnen, ihnen Aufgaben und Wege zutraut auch durch große Krisen. „Heute gebe ich Gott den Namen > Der an mich glaubt<.“  Bewusst spreche ich ihn nach, diesen Satz und spüre, er tut mir gut.