Kleine Auszeit: Die Hand Gottes
31.10.2025
In der "Kleinen Auszeit" schreibt Lena Modrow aus dem Social Media Team über Diego Maradonna, Fußball, Heiligenbegeisterung und Heiligkeit im Alltag.
Die etwas Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch; für die anderen ist es eine Legende, die man sogar auf YouTube nachschauen kann: Diego Maradonas legendäres Tor bei der Fußball-WM 1986 in Mexiko, England gegen Argentinien.
In der 51. Minute steht es null zu null. Der Ball fliegt in die Luft, Englands Torwart läuft aus dem Tor - doch der nur 1,65 Meter große Maradona ist schneller und lupft den Ball mit der Hand in den Kasten. Für die Fernsehzuschauer offensichtlich, für den Schiedsrichter nicht. Das Tor zählt.
Vor laufenden Kameras erklärt Maradona später: "Es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes." Nicht zuletzt dieses Tor und ein weiterer spektakulärer Solo-Treffer führen dazu, dass Argentinien später Weltmeister wird - und der Fußballer in seiner Heimat sowie in Neapel bis heute wie ein Heiliger verehrt wird.
Doch was bedeutet das eigentlich? Was hat er getan, dass sie dieses große Wort auspacken, um ihre Verehrung auszudrücken - und das, obwohl Maradona offensichtlich geschummelt hat?
Die Antwort liegt tiefer als nur im Sport: Es war nicht nur sein fußballerisches Können, es war seine Identifikation mit Menschen aus ärmlichen Verhältnissen und am Ende eben auch seine fehlbare, menschliche Seite, die sein Publikum berührte. 2008 zeigte er dann doch Reue, dass er den Ball irregulär ins Tor gebracht hatte.
Nah bei den Menschen, nah am "Wunder": Eine Heiligenbegeisterung, selbst für die "kirchlich anerkannten" Heiligen, ist bei uns eher etwas Fremdes. Dabei feiern wir - und das ist nicht so bekannt - am 1. November zwar nicht Allerheiligen, aber doch auch den "Gedenktag der Heiligen". Der wesentliche Unterschied in unserem Verständnis: Der Heiligen soll gedacht werden, um den Glauben zu stärken, da sie uns zeigen: ihnen ist Gnade widerfahren und durch ihren Glauben wurde ihnen geholfen. Sie sind ein Positivbeispiel. Doch um Hilfe werden sie nicht angerufen - das geschieht nur bei Gott.
Von Schutzpatron über Nothelfer bis weit entfernte Leuchtbilder: Ausgerechnet in einem Tweet schlug Papst Franziskus 2013 eine bemerkenswerte Brücke zwischen den Heiligen, die man anruft, und den Heiligen, die ein Vorbild sind.
"Heiligkeit bedeutet nicht die außergewöhnlichen, sondern die gewöhnlichen Dinge als Glaubende mit Liebe zu tun." Was bedeutet das konkret für uns? Heiligkeit ist nichts Unerreichbares; Heiligkeit beginnt im Alltag.
Es sind nicht nur die großen Märtyrer oder Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die heilig sein können. Und diese Haltung verändert unseren Blick grundlegend: Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, das Gewöhnliche mit einem liebenden Herzen zu tun. Also so ein bisschen mit der "Hand Gottes" (wenn es nicht gerade um Fußball geht). So wird das Alltägliche zum Ort der Begegnung mit Gott.