Foto: Johannes Ahrens

Wort zur Woche: "Ein Plädoyer für den Trost"

26.03.2021

Wort zur Woche von Pastor Thomas Nolte – Diakonisches Werk im Ev.-Luth. Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

Ich möchte sie heute an einer kleinen Entdeckung teilhaben lassen, die ich beim Lesen des Buches „Trost – Briefe an Max“  von Thea Dorn gemacht habe.

Wir alle kennen die Redewendung „du bist ja nicht bei Trost.“ Und wissen um die Bedeutung des Ausspruches. Nicht ein Kompliment ist dieser, sondern eine Zurechtweisung nach der Art, „du bist ja nicht recht bei Verstand“, „du tickst ja nicht ganz richtig.“ Die deutsche Sprache wirft das „bei Trost sein“ und das „bei Verstand sein“ also in einen Topf, d. h. im Umkehrschluss: ein Mensch, der ohne Trost ist, der befindet sich in der Gefahr, seinen Verstand zu verlieren.

Trost ist also für die Gesundheit unserer Seele absolut nötig. Aber woher nehmen in einer Zeit, in der das Voneinander-Abstandhalten zu einer der ersten Bürgerpflichten geworden ist?

Was tröstet sie, wenn sie allein und traurig sind? Sind es eine bestimmte Musik, ein Gedicht, ein gutes Buch, alte Briefe oder Fotos, die sie anrühren, in ihnen das Gefühl wachrufen, nicht allein zu sein.

Für mich ist es auch das Wort Jesu: „Ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende (Mt 28, 20b).“ Dieses wohltuende Wort des Beistandes sagt nicht irgendwer. Das spricht der, der am eigenen Leibe erfahren hat, wie schnell sich das Leben wenden kann, von Geborgenheit in Einsamkeit, von Unversehrtheit in Schmerz, vom Leben zum Tod.

Diese Worte spricht aber auch der, der durch das tiefste Dunkel, den Tod, hindurch getragen wurde in ein neues Leben. So sind es Worte für mich voller Trost und Zuversicht, einer liebevollen Umarmung gleichend.