Wort zur Woche: "Mir fehlen die Worte…"

23.04.2021

Wort zur Woche von Pastorin Franziska Suhail, Ev.-freik. Gemeinde Schleswig

„Mir fehlen die Worte…“. Das merke ich in Situationen, in denen ich scheinbar hilflos dem Unglück gegenüberstehe. Ein plötzlicher Verlust, eine Situation, die ich so nicht erwartet habe, die Erfahrung, dass nichts gelingen will.

Es gibt eine angemessene Sprachlosigkeit, ein solidarisches Schweigen, dass

das Floskelhafte meidet und offen zugibt, für das Unfassbare keine Worte zu haben.

Aber es gibt auch das andere Verstummen, das unsolidarische (Ver)Schweigen, wenn man aus Angst, selbst Opfer zu werden, wegschaut und den Mund hält.

Es fällt leicht, die „Gaffer“ zu verurteilen. Die, die aus der Distanz zuschauen, aber nichts sagen und so tun, als seien sie gar nicht beteiligt.

Denn es ist schwer, den entscheidenden Augenblick zu erkennen, in dem es darauf ankommt, vor zutreten und die Stimme zu erheben.

Das ist nicht erst in der Gegenwart so, sondern das kennen Menschen, seit es sie gibt.

In der Bibel wird immer wieder dazu aufgefordert, sich für die Schwachen und die Unterdrückten einzusetzen. Mit denen und für die zu sprechen, die keine Lobby haben.

„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ (Buch der Sprüche 31,8) mit diesem Vers aus der Bibel gehen Christen durch den kommenden Monat. Er ist eigentlich an den König eines Volkes im alten Orient gerichtet.

Aber er ist eben auch ein guter Rat für jeden Menschen. Denn wo Unsagbares ertragen werden muss, braucht es Stimmen, um freies Leben zu ermöglichen. Davon spricht dieser kurze aber wichtige Satz.

Wo eine Gesellschaft lernt, dass gutes Leben nur im Miteinander möglich ist, wird die Ungerechtigkeit abnehmen und Perspektiven für alle werden möglich. Und die Gesellschaft sind Sie und ich und jeder Einzelne.

Ich muss das üben, hinzusehen und mutig zu werden. Machen Sie mit?