Foto: Johannes Ahrens

Wort zur Woche: "Eine Rose"

10.12.2021

Wort zur Woche von Pastorin Birgit Lunde, Kirchengemeinde St. Petri in Flensburg

Der Winter hat einen grauen dichten Schleier über meinen Garten gelegt. Die Farben sind verblasst, über die letzten roten Beeren haben sich Vögel hergemacht. Es ist wenig geblieben, an dem das Auge hängen bleiben kann. Trostlos. Der Blick aus dem Fenster ist in diesem Advent wie ein Blick in mein Inneres. Freude und Farbe sind selten und kostbar geworden.

Aber da steht sie immer noch, der Dauerregen scheint ihr wenig anhaben zu können: eine Rose hört nicht auf zu blühen. Ihr Rosa hebt sich deutlich gegen den graugrünen Hintergrund ab. Mit ihrer Kraft stellt sie sich den Elementen entgegen. Lebenskraft, die sich nicht bändigen lassen will. Tröstlich.

Erschöpft von den Diskussionen, müde von den Dauerschleifen, sehne ich mich nach so einer neuen Kraft. „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Sproß hervor. Ein Trieb aus seiner Wurzel bringt neue Frucht.“ Dieses Versprechen des Propheten Jesaja begleitet mich durch diesen Advent. Der Frost wird die Rose in meinem Garten irgendwann verblühen lassen. Aber aus der Wurzel werden neue Blüten entstehen. Das Graugrün des Winters verwandelt sich in bunte Farben.

Wenn wir solche Lebensspuren mitten im Grau des Alltags finden: einen Moment der Freundschaft, eine Geste der Liebe, eine Minute des Glücks, dann sind wir dem Geheimnis von Weihnachten dicht auf der Spur.

Wenn ein Streit beendet werden kann, wenn mir ein Licht aufgeht, wenn sich Hoffnung in mein Leben schleicht, dann steht die Krippe mitten in meinem Leben und eine Rose blüht mitten im Winter.