Fladenbrot (Foto: Tobias Drömann)

Wort zur Woche: "Freude teilen"

25.03.2022

Wort zur Woche von Pastor Tobias Drömann, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Mürwik

Je älter ich werde, umso öfter staune ich darüber, was ich von Kindern noch alles lernen kann. Zum Beispiel das mit dem Teilen. Dass geteilte Freude doppelte Freude ist. Das haben mir die Kinder unserer Kita nachdrücklich beigebracht. Die Geschichte dazu spielt noch „vor Corona“, ist mir aber in sehr guter Erinnerung.

Und das kam so: In den Wochen vor Ostern begehe ich mit den älteren Kindern aus der Kita einen kleinen Kreuzweg. Wir sitzen im Kreis auf dem Teppich beisammen. Mit kleinen Biegepüppchen erzähle ich die Geschichte vom Einzug Jesu nach Jerusalem bis zu seinem Tod am Kreuz und zur Auferstehung am Ostermorgen. An diesem Tag steht die Geschichte vom letzten Abendmahl an. Jesus und seine Freunde sind in Jerusalem in einem Haus zusammen gekommen. Jesus sagt: Ich will noch einmal mit euch Brot und Wein teilen. So sollt ihr das später auch weiter tun, wenn ich gestorben bin und auferweckt wurde. Wenn ihr das Brot und den Wein teilt, werde ich immer bei euch sein.

Früh am Morgen habe ich dafür ganz einfache Fladenbrote gebacken. Nun reiche ich das Brot im Kreis den Kindern weiter. Jedes Mädchen, jeder Junge reißt sich etwas ab und isst davon. Eine ganz feierliche Stimmung erfasst uns. Dann sind wir fertig. Aber es sind noch drei kleine Brote übrig. Spontan sage ich: „Die Brote könnt ihr ja noch in eure Gruppen mitnehmen und dort weitergeben.“

Und tatsächlich: Am nächsten Tag berichtet mir unsere Kita-Leiterin von dem kleinen Wunder. Jedes Kind der Kita in allen vier Gruppen, also fast 60 weitere Kinder und die Erzieherinnen, jeder hatte noch etwas abbekommen von diesem Brot. Die Kinder hatten genau darauf geachtet. Keiner sollte leer ausgehen.

„Liebe ist das Einzige, was wächst, wenn wir es verschwenden“, sagt die Lyrikerin Ricarda Huch. Das habe ich von den Kindern wieder neu gelernt. Wenn wir an andere denken und mit ihnen teilen, was uns selber Kraft gibt: dann kann die Freude wachsen.