Foto: Jörg Jeske

Wort zur Woche: "Frieden stiften"

03.03.2023

Wort zur Woche von Pastor Jörg Jeske, Arbeitsstelle Konfirmandenarbeit und Konficamp

Sind Friedensstifter eigentlich immer friedlich? Es ist schon eine Weile her, in der Fußgängerzone in Flensburg, ein Samstag. Die ganze Welt ist auf den Beinen. Alles scheint gut. Ein kleiner Junge geht an der Hand seiner Mutter bummeln. Schon von weitem sehen sie viele Menschen stehen, starren und - näher heran gekommen - zwei kräftige junge Männer. Sie drücken einen offensichtlich Schwächeren an die Wand. Sie machen ihm Angst, sie bedrohen ihn, sie schlagen ihn. Er kann sich nicht wehren. Offensichtliches Unrecht. Abscheuliche Gewalt. „Glückselig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“, sagt Jesus in der Bergpredigt, im 5.Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Damals wie heute. Die Frau, selbst eher schmächtig, stoppt, dann lässt sie die Hand des Jungen los und stürmt auf die Angreifer zu. Schreit sie an. Schimpft. Droht. Geht auf sie los, anscheinend zu allem fähig. Die beiden Schläger, überrumpelt und irritiert von der Entschlossenheit dieser kleinen Person, lassen ab und suchen das Weite. „Mama“, denkt der Junge, „sie hätten auch dich schlagen können!“, und beobachtet:  Die Mutter tobt weiter, beschimpft die umstehenden feigen, gaffenden Männern, zetert über ihre Teilnahmslosigkeit, klagt sie an wegen ihrer verantwortungslosen Stumpfheit. Der Junge staunt. Es brauchte an diesem Tag den Mut dieser einen Frau. Weil nicht sein darf, was da geschah. Weil Unrecht bekämpft werden muss. Weil Gewalt nie siegen darf. Es ist schon eine Weile her, aber es gilt noch heute, im Kleinen wie im Großen. Das habe ich damals von meiner Mutter gelernt. Und auch das: Friedensstifter können nicht immer friedlich bleiben.