Foto: Dr. Kai Hansen

Wort zur Woche: "Für Leib und Seele?"

26.02.2021

Wort zur Woche von Pastor Kai Hansen, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Haddeby

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber abends im Halbschlaf habe ich ihn manchmal an meinem Bett. Tja: mein Gewissen? Mein Über-Ich? Gott selbst? Jedenfalls geht es dann auch – gerade in dieser Zeit, bis Ostern – um alles, was ich so den Tag über zu mir nehme. Und um die Frage: Will ich daraus bestehen?

„Und? Wie war’s heute?“. Streng und fürsorglich. „Oh, ganz okay. Ehrlich: keine Schokolade oder Ersatzdrogen! Und beim Einkaufen fair, saisonal, regional und bio, so gut es geht“. – „Na also! Und Kaffee?“ Hmja. Viel. Mit zu viel Zucker. „Und – hat Dir das gutgetan?“ Ja. Nein. Weiß nicht.

„Und das andere? Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein“, wechselt er Thema und Haltung. Das interessiert ihn noch mehr; ihm geht es immer um Leib und Seele. Da kommt man nicht einfach mit Obst und ohne Zucker davon.

Also: Welche Worte, welche Klänge habe ich mir heute einverleibt? Ich zähle auf: „Die Meisen heute früh. Kinderlachen. Und die Flucht-Geschichte von Frau Petersen; die ging mir zu Herzen!“ – „Oh, direkt zu Herzen? Hört sich gut an! Und den Tag über? Wie war’s mit Facebook und Insta?“ Ach, oh… Fehler: „Ich habe wieder all die Kommentare gelesen… Und alle halbe Stunde die Corona-Liveblogs…“ Er hebt eine Augenbraue: „Und – hat Dir das gutgetan?“ Nein. Tut mir nie gut. Rettungsversuch: „Aber das Lied, dieser Ohrwurm – das war schön!“ Er nickt: „Ja, Dir hilft Musik. Und auch Stille; weißt Du ja. Wie ging der Tag zuende?“ Kapitulation: „Ich… Ich bin wieder vorm Fernseher versackt…“ Er lächelt: „Merkste selber, ne? Lass‘ gut sein. Morgen ist ein neuer Tag. Friede sei mit Dir!“ –

Dann hadere ich nicht mehr allzu lange. Und dann bin ich mir fast sicher: Es ist Gott. Denn manchmal hat er ein Wort dabei, das mir guttut. Davon lebe ich. Gerade in dieser Zeit.