Foto: Johannes Ahrens

Wort zur Woche: "Gegen die Todesstrafe"

24.02.2023

Wort zur Woche von Pastor Dr. Michael Dübbers, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig

In dieser Woche wurde bekannt, dass der Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd im Iran zum Tod verurteilt wurde. Um es gleich zu sagen: Jedes einzelne Todesurteil ist schockierend und bedeutet ein Versagen von Politik und Moral, ja es zeugt von fehlender Menschlichkeit und Gottesfurcht.

Es ist dramatisch zu sehen, dass die Todesstrafe in vielen Ländern noch praktiziert wird. Und selbst bei uns werden immer wieder Stimmen laut, die am Stammtisch die Todesstrafe fordern, wenn ein besonders grausames Verbrechen durch die Medien gegangen ist. Wie viele Menschen wollen derzeit Putin hängen sehen? Doch so verständlich die Wut auch ist: Ich bin dagegen. Und zwar entschieden. Natürlich muss jeder Mensch für seine Verbrechen in einem geordneten und fairen Verfahren zur Rechenschaft gezogen werden. Aber so schwer die Taten auch wiegen: Kein Mensch verdient den Tod. Nicht einmal Putin.

Auf welcher Grundlage kann das gesagt werden? Auf der Basis der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, nach der niemand gefoltert oder grausam, unmenschlich oder erniedrigend bestraft werden darf. Und auf der Basis des Evangeliums, das von der erlösenden und verändernden Liebe Gottes gegenüber jedem Menschen erzählt.

Im Fall von Jamshid Sharmahd drängt sich der Verdacht auf, dass sich der Iran durch die Todesstrafe aus populistischen Motiven an einem politischen Gegner rächen möchte. Wie in vielen anderen Fällen auch. Das hat sich übrigens seit 2000 Jahren nicht geändert. Damals hat das römische Reich aus politischen Überlegungen einen Mann Nazareth für seine Botschaft von der Liebe Gottes hingerichtet. Doch die Todesstrafe ist so unmenschlich wie wirkungslos. Die römische Gewaltherrschaft ist längst untergegangen, aber von der Liebe Gottes erzählen wir noch heute.