Fenster im Kölner Dom (Foto: Johannes Ahrens)

Wort zur Woche: "Imagepflege"

02.09.2022

Wort zur Woche von Johannes Ahrens, Stadtpastor Flensburg

Wie das Zähnebürsten gehört die Politur des eigenen Erscheinungsbildes zu den tagtäglichen Erfordernissen. Imagepflege.

Nun kursieren Bilder der tanzenden finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin. „Darf die das?“ fragen manche. (Anstatt sich über die mangelnde Diskretion ihres Umfeldes aufzuregen.) Da frage ich mich: Was für Bilder habe ich von anderen im Kopf oder auf dem Handy? Welche davon gebe ich weiter? Womöglich in der Hoffnung, etwas vom Glanz ihrer Macht und Schönheit strahlte auf mich selber ab? Und welche Bilder von mir selbst katapultiere ich in die Umlaufbahn der Selbstinszenierungen?

„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum imago Gottes Schuf er ihn“, erzählt die Bibel. Demnach wäre jeder Mensch ein Mosaikstein im Gesamtbild Gottes. Das genial „verpixelte“ Glasfenster von Gerhard Richter im Kölner Dom macht deutlich: So weit könnte niemand von uns zurücktreten, so viel Abstand könnten wir gar nicht herstellen, um dieses Gesamtbild zu sehen. Dafür müsste der Abstand unendlich sein. Einstweilen freue ich mich daher über Bildausschnitte. Über feiernde Politiker*innen, weinende Babys, jubelnde Sportler*innen, liebende Paare. Schauen Sie doch mal, was das Wochenende so hergibt! Und wenn Sie mögen: Speisen Sie doch ihren Bildausschnitt ein unter #mosaiksteingottes. Zur Imagepflege Gottes.

Johannes Ahrens, Stadtpastor Flensburg
stadtpastor.flensburg@kirche-slfl.de

P.S.: König David durfte übrigens vor seinem Gott „springen und tanzen“. Auch wenn sich schon zu biblischen Zeiten Leute darüber aufgeregt haben (2. Samuel 6).