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Wort zur Woche: "Kartenglanz der Ewigkeit"

06.02.2021

Wort zur Woche von Pastorin Mirjam Steinebach, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Handewitt

„Hallo du, wie geht es dir? Mir geht es gut. Liebe Grüße, deine Mirjam“ – so oder so ähnlich sahen sie aus, meine ersten Tanzversuche auf dem Parkett der Briefe- und Kartenschreibenden. In der Grundschule habe ich gelernt, wie man das ordentlich macht mit dem Briefeschreiben. So wie alles, was ich morgens gelernt habe, habe ich auch das nachmittags sofort in die Tat umgesetzt. Von dort an habe ich regelmäßig Karten an meine Tante geschickt. Manchmal waren es ganze Briefe.

Heute wundere ich mich manchmal, wie viel ich damals zu erzählen hatte. Ich wundere mich, warum ich nicht einfach zum Telefonhörer gegriffen habe und sie angerufen habe. Niemals wäre mir auch nur die Idee dazu gekommen. Viel zu sehr liebte ich es, wenn ich nach der Schule nach Hause kam und eine Karte aus dem Briefkasten angeln konnte. Viel zu sehr liebte ich die Magie, die von unserer Brieffreundschaft ausging. Eine Magie, die mir heute noch ein gutes Gefühl zaubert. Worte, die wir uns damals geschrieben haben, existieren heute noch. „Ich freu mich auf deinen nächsten Besuch“ klingt auch 20 Jahre später noch nach.

Vor dem Lockdown habe ich mir Karten gekauft. Ich wollte sie schon längst geschrieben haben. So vieles wollte ich getan haben und habe es doch nicht geschafft in dieser Zeit, in der nichts bleibt wie ich es kenne oder erwarte. Oft genug habe ich für ein bisschen Ewigkeit gebetet. Dann sah ich einen Hinweis für den 7 Februar. Da feiern die USA den Schick-einem-Freund-eine-Karte-Tag. Ich habe beschlossen, mitzufeiern. Ich werde mir die erste Karte nehmen und mit Worten füllen. Diese Worte werden leuchtend und strahlend davon erzählen, dass es etwas gibt, das bleibt. Ich muss nur anfangen und wie das geht, habe ich ja schon als Kind gelernt: „Hallo du, wie geht es dir?“