Wort zur Woche: "Lila"
18.03.2022
Wort zur Woche von Pastor Hartwig Freese, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hollingstedt
Violett ist die Farbe der Passionszeit. Manche würden sagen Lila. Eine Farbe, die aus zwei Grundfarben besteht: Aus Blau und Rot. In den blühenden Krokussen begegnet sie dieser Tage. In den Kirchen, an den Altären und Kanzeln. Oder an der Grenze zwischen Tag und Nacht, wenn das Blau des Himmels und die Morgen- oder Abendröte ineinanderfließen und sich die Wolken am Himmel lila färben.
Der Duden kennt Lila als Farbe und als Eigenschaft. Umgangssprachlich, so der Duden, kann es mir „lila“ gehen. Bedeutet so viel wie mittelmäßig, einigermaßen. Nicht gut, aber auch nicht schlecht. Der Duden vermutet die Herkunft daher, dass die Farbe Lila eben nicht eindeutig als Rot oder Blau zu bestimmen ist. Vielleicht, so der Duden, kommt lila vom französischen là là. Und das findet sich in Redewendungen wieder: Das Wetter ist so lala oder mir geht’s so lala.
Mir geht’s so lala – lila eben! Eigentlich geht`s mir hier in Schleswig-Holstein ja gut, aber irgendwie auch nicht. Denn da steckt noch immer die Last der Pandemie in den Knochen, während mit dem Krieg in der Ukraine und seinen Folgen auch hierzulande Sorgen und Lasten zunehmen. Bedrückend, womöglich erdrückend. Da kommt mir Matthias Claudius` Der Mond ist aufgegangen in den Sinn: „Eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt.“
Mit einer erdrückenden Last war der Prophet Elia unterwegs in der Wüste. Erschöpft legt er sich unter einen Ginster und schläft ein. Ich stelle mir vor, wie es dann an der Grenze zwischen Tag und Nacht geschah: Wie sich die Wolken lila färbten und ein Engel bei Elia war. Wie der Engel ihn berührte, ihm Brot und Wasser gab – „Steh auf und iss!“ Dasselbe geschieht morgens wieder, an der Grenze zwischen Nacht und Tag. „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“