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Wort zur Woche: "Mit dem Alter umgehen lernen"

05.08.2022

Wort zur Woche von Kerstin Popp, Kirchengemeinde Schuby

Mit großem Erstaunen musste ich feststellen: jetzt bin ich wirklich alt! Man hatte mich 2020 als Ü60-Jährige zur Risikogruppe gezählt. Was für ein Schlag für mein bisheriges Selbstbild. Zugegeben: ich hatte schon, was meine Fitness und Gesundheit betrifft, ganz schön was wegstecken müssen. Aber das war doch überstanden. Läuft wieder bei mir. Na ja, zugegeben: die Arbeit geht einem nicht mehr so locker von der Hand als vor 20 Jahren. Oft bin ich froh, wenn ich mich ausruhen kann. Aber dann kann es doch weitergehen. Na ja, zugegeben: dass sich die Figur verändert und ich meine Garderobe immer mal wieder auswechseln muss, weil das Teil plötzlich irgendwie nicht mehr passt, das lässt sich nicht leugnen. Trotzdem: „alt“ habe ich nicht gefühlt. Aber nun hatte ich es schwarz auf weiß – und ich fand, ich sollte allmählich mal dazu stehen, dass es so ist. Mit Ü 60 bin ich im landläufigen Sinne alt – und merke es auch. Warum fällt es mir eigentlich so schwer, damit gut umzugehen? Weil die Gesellschaft immer noch auf Jugend und Leistung setzt? Weil die Medien Leute abfeiern, die mit 90 noch am Reck turnen? Und dann die vielen Schauspielerinnen in meinem Alter, die für einen Glamour-Auftritt in Cannes Stunden des Stylings einschließlich Botox auf sich nehmen, damit sie noch als 30-Jährige durchgehen.

Aber was hilft mir, mich so anzunehmen wie ich heute bin und morgen sein werde? Mein Glaube, dass Gott mich sieht und liebt, wie ich wirklich in meinem Innersten bin. Weil er Worte sagt wie diese (Jesaja 46,4) „Ich bleibe dir treu bis du alt bist, ich trage dich bis du graue Haare hast. Das habe ich getan und werde es weiter tun. Ich bin es, der dich trägt und rettet.“ Diese Worte tun gut, aber mit sich selbst im Reinen zu sein, bleibt auch im Glauben ein Weg.